Suche nach Lösung im Zaire-Konflikt
Zaires Präsident Mobutu Sese Seko und sein Gegenspieler Laurent-Desiré Kabila sind am Freitag zu dem mit Spannung erwarteten Krisengipfel über die politische Zukunft Zaires aufgebrochen. Ob das Treffen noch am selben Tag stattfinden würde, war bis zum späten Nachmittag unklar. Mobutu startete nach Korrespondentenberichten in seiner Privatmaschine um 12 Uhr vom Flughafen bei Kinshasa zur kongolesischen Küstenstadt Pointe-Noire, wo er mit dem südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela zusammentreffen wollte. Kabila traf nach einem Bericht der angolanischen Nachrichtenagentur Angop um 11.20 Uhr, aus Lubumbashi kommend, in der angolanischen Hauptstadt Luanda ein. Der zairische Rebellenchef wurde vom angolanischen Präsidenten José Eduardo dos Santos empfangen. Im Laufe des Tages wollte Kabila in einem Hubschrauber zu dem südafrikanischen Kriegsschiff »Outeniqua« fliegen, auf dem das Gipfeltreffen abgehalten werden sollte.
Mandela sagte vor seiner Abreise nach Pointe-Noire in Pretoria, er vertraue auf den Willen beider Seiten, für die Krise in Zaire eine Lösung zu finden. Politische Instabilität in Zaire gefährde mindestens die neun afrikanischen Nachbarstaaten, fügte Mandela hinzu. Südafrika hat für den Krisengipfel die Schirmherrschaft übernommen. Der südafrikanische Botschafter in Zaire, Jan van Deventer, sagte, bei dem Gipfeltreffen zwischen Mobutu und Kabila könne »alles passieren«. Kabila hatte in den vergangenen Tagen bekräftigt, die Rebellen wollten ihren Marsch auf Kinshasa ungeachtet der Bereitschaft Mobutus zu dem Gipfeltreffen fortsetzen.
Unterdessen ist zwischen der ruandischen Regierung und dem UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) ein Streit um die Luftbrücke für die Rückkehr der ruandischen Hutu-Flüchtlinge aus Zaire entbrannt.
Das UNHCR wies am Freitag eine Erklärung des ruandischen Präsidialamtes vom Vortag zurück, in der es hieß, die Rückkehr der rund 80 000 Flüchtlinge werde von den Vereinten Nationen absichtlich verschleppt. UNHCR-Sprecher Fernando Del Mundo wies in Genf darauf hin, daß am Donnerstag 1 500 Ruander aus Kisangani nach Ruanda geflogen worden seien. Die zairischen Rebellen hatten das Flüchtlingshilfswerk aufgefordert, die Hutu-Flüchtlinge innerhalb von zwei Monaten nach Ruanda auszufliegen.
Nach einem Bericht der »New York Times« vom Freitag hat Frankreich in einer verdeckten Operation Kampfflugzeuge und Söldner nach Zaire geschickt, um Staatspräsident Mobutu Sese Seko in seinem Kampf gegen die Rebellen zu unterstützen. Unklar sei, ob die Anfang Januar angelaufene Operation immer noch andauere, hieß es in dem Bericht unter Berufung auf den US-Geheimdienst. Der französische Geheimdienst habe die Firma Geolink als Deckmantel für die Operation benutzt. Die französische Regierung habe möglicherweise nichts von der Operation gewußt. Der Sprecher des französischen Außenministeriums, Jacques Rummelhardt, bestritt gegenüber der Zeitung jede Beteiligung der Regierung an der Operation.
Dem Bericht zufolge gelangten drei Kampfflugzeuge mit Piloten und Mechanikern aus der Bundesrepublik Jugoslawien zusammen mit 80 serbischen Söldnern nach Zaire. Die Söldner stammten demnach größtenteils aus Serbien, zum Teil aber auch aus Frankreich und Belgien.
(AFP/AP/jW)
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