Entziffert
Mehr als 60 Jahre nach der Entdeckung des Königsgrabs in der mexikanischen Ruinenstadt Palenque hat ein Forscher eigenen Angaben zufolge den Namen der Grabstätte entziffert. Durch Vergleichsstudien sei es ihm gelungen, die Hieroglyphe »Yej« mit »spitz« zu übersetzen, sagte der Maya-Experte Guillermo Bernal Romero von der Universität Unam am Montag. Die Inschrift bedeute demnach: »Haus der neun spitzen Lanzen ist der Name des Grabs von K’inich Janaahb’ Pakal, heiliger Herrscher von Palenque«.
Der Bonner Altamerikanist Nikolai Grube zog die Interpretation seines mexikanischen Kollegen allerdings in Zweifel. »Meines Erachtens ist die Lesung falsch«, teilte er am Dienstag der Deutschen Presseagentur auf Anfrage mit. »Wir haben gute Argumente dafür, dass die Entzifferung (...) nicht richtig ist. Sie basiert auf einer falschen sprachlichen Analyse.« Grube gilt als einer der führenden Maya-Experten und leitet ein Projekt zum Aufbau einer Textdatenbank und eines Wörterbuchs der klassischen Maya.
Laut Bernal ähnelt das nun entzifferte Schriftzeichen dem Backenzahn eines Jaguars, des heiligen Tiers der Maya. Die Dechiffrierung helfe auch bei der Übersetzung weiterer bislang unklarer Texte in den archäologischen Stätten in Toniná, Piedras Negras, Dos Pilas, Yaxchilán und Dzibanché, so Bernal.
Die Maya-Schrift besteht aus etwa 1.500 Hieroglyphen, von denen rund 20 Prozent noch nicht entziffert wurden. Palenque im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist eine der wichtigsten archäologischen Fundstätten Mexikos. (dpa/jW)
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