Spezifische Schärfe
Die Schriftstellerin Gabriele Wohmann ist tot. Sie starb am Montag im Alter von 83 Jahren nach längerer schwerer Krankheit in ihrer Heimatstadt Darmstadt. Wohmann, die 18 Romane und mehr als 300 Kurzgeschichten veröffentlichte, war seit 1956 freie Autorin, davor kurz Internatslehrerin. Sie entwickelte sich zu einer satirisch orientierten Chronistin der Sitten, Verlogenheiten und Mißverständnisse der bundesdeutschen Mittelschicht. Ihr Interesse galt dem »gewöhnlichen Schrecken, nicht den sogenannten großen Ereignissen«, wie sie sagte. Die Süddeutsche Zeitung feierte sie 2002 als »eine Ikone der deutschen Nierentisch-Literatur (...) mit schwarzen Ponyfransen und rauchiger Stimme, eine Art Juliette Gréco der Schreibmaschine«. In ihrem Nachruf bemerkte die FAZ »unter der Decke ihres virtuos dahinfließenden Stils eine sehr spezifische Schärfe«, die Art, wie Wohmann »von sanftem Unwillen bis hin zu knackigem Sarkasmus« chargiert habe, »das macht ihre Texte unverwechselbar«. (jW)
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