In Indien verbotener Film aufgeführt
Berlin. Am Dienstag hatte im Berliner Kino Babylon ein in seinem Herkunftsland verbotener Film Premiere: »India’s Daughter« (GB, Indien 2014). Regisseurin Leslee Udwin war bei der Vorführung anwesend. Erzählt wird die Geschichte des kurzen Lebens der Medizinstudentin Jyoti Singh, deren Tod nach einer brutalen Gruppenvergewaltigung in Neu-Delhi weltweit für Entsetzen sorgte. Thema sind auch die massiven Proteste und Aufstände nach dem Verbrechen in ganz Indien, die zunächst Hoffnung auf ein Umdenken in der zutiefst frauenfeindlichen Gesellschaft des Subkontinents machten. In die Erzählung fließen auch die Glaubensvorstellungen und Mentalitäten der Täter ein, zu denen die Regisseurin Zugang hatte, bevor sie gehängt wurden. Wie weit der Weg zur Gleichbehandlung von Frauen in Indien noch ist, zeigt die Aussage des Anwalts eines der Peiniger von Jyoti Singh im Film: »Wenn meine Tochter oder Schwester in voreheliche Aktivitäten verwickelt wäre, würde ich sie vor den Augen meiner ganzen Familie mit Benzin übergießen und anzünden.«
Zur Begründung des von den indischen Behörden verhängten Aufführungsverbotes hieß es, die Würde von Frauen werde verletzt, weil in dem Film die Täter eine Plattform bekämen. (jW)
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