Schweiz: Lohnunterschied bleibt hoch
Neuchâtel. Im Jahr 2012 waren rund zwei von drei Arbeitsstellen in der Schweiz, bei denen der monatliche Bruttolohn für eine Vollzeitstelle weniger als 4.000 Franken (rund 3.700 Euro) beträgt, von Frauen besetzt. Dies vermeldete das Bundesamt für Statistik (BFS) am vergangenen Freitag. Zwar gehen demnach im privaten Sektor die Lohnungleichheiten zwischen den Geschlechtern weiterhin schrittweise zurück. Sie betrugen im Jahr 2008 insgesamt 25 Prozent, 2012 waren es noch 21,3 Prozent. Die Lohnungleichheit lässt sich teilweise durch strukturelle Faktoren erklären, wie beispielsweise durch Unterschiede beim Bildungsstand, bei der Anzahl der Dienstjahre oder der ausgeübten Funktion innerhalb des Unternehmens. Allerdings blieben 40,9 Prozent der Differenz im privaten Sektor unerklärt, während dieser Wert für den gesamten öffentlichen Sektor bei 38,8 Prozent lag. Es lässt sich außerdem feststellen, dass die Lohndifferenz zwischen Frauen und Männern umso größer ist, je höher die Leitungsfunktion ist.
Die unerklärten Lohnunterschiede beliefen sich 2012 im Monatsdurchschnitt auf 678 Franken gegenüber 677 Franken im Jahr 2010. Werden die Wirtschaftszweige einzeln betrachtet, sind große Differenzen festzustellen. So lag der unerklärte Anteil beispielsweise im Gastgewerbe bei 206 Franken pro Monat. Das bedeutet, Frauen verdienen monatlich 206 Franken weniger als ihre männlichen Kollegen in der Branche, die dieselben strukturellen Merkmale aufwiesen. Im Gesundheits- und Sozialwesen belief sich dieser Anteil auf 333 Franken zu Ungunsten der Frauen pro Monat. Im Kredit- und Versicherungsgewerbe war er mit 1.089 Franken am höchsten. Im gesamten öffentlichen Sektor (Bund, Kantone und Gemeinden) lag der unerklärte Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern bei 38,8 Prozent, das entspricht 573 Franken. (jW)
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