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Aus: Ausgabe vom 10.09.2015, Seite 11 / Feuilleton

Külow, 90

Edgar Külow lebte in der DDR als kluger Kommunist, zeitweise verbotener Kabarettist, vielbeschäftiger Fernsehschauspieler und Anhänger von Chemie Leipzig. Für diese Lebensweise brauchte er viel Humor. Den hatte er, einen etwas verschmitzten, der sich dezent von hinten nach vorne schiebt, um dann knallhart die Pointe abzuräumen. Külow machte Witze wie Gerd Müller in den Siebzigern Tore schoss. Bayernfan war er trotzdem niemals. Auch nicht nach 1989, als er ohne DDR da stand und die BRD sich aufführte als wäre sie der Münchner »Rekordmeister«. Külow arbeitete weiter fürs Fernsehen. An diesem Medium interessierten ihn vorrangig die Fußballübertragungen. Damit hätte er auf dem Sofa liegend Tage verbringen können, erzählte er. Hier greift die Sepp-Herberger-Regel, dass ein Spiel 90 Minuten dauert, allem Privatfernsehen und Kommerz zum Trotz.

Bis zu seinem Tod 2012 schrieb Külow für diese Zeitung die Kolumne »Eckenbrüller«, die vom unterklassigen Berliner Klub VfB Einheit zu Pankow handelte, dessen Spiele er in Beziehung zu den Ereignissen in der Champions-League-Spielen setzte, denn bei Külow fing das Kleine im Grossen an. Heute wäre er 90 Jahre alt geworden.

Bei Einheit war Külow Ehrenmitglied, nach ihm ist dort sogar eine Kurve benannt. Welcher Schriftsteller kann das schon von sich behaupten? Nach Külow ist auch ein Preis benannt, der Eddi. Den bekommen Künstler aller Genres, aber nur die, die sonst von offiziellen Auszeichungen verschont werden. Diesen Preis gab es schon in der DDR. Den ersten bekam Külow 1981 selbst. 1988 wurde der Preis abgeschafft, doch seit 2013 wird er wieder verliehen, als Berliner Kabarettpreis. Dieses Jahr bekommt ihn der Dresdener Kabarettist Uwe Steimle und zwar am 1. Oktober im Kulturhaus Karlshorst. (jW)

 

P Eddi-Preisverleihung, 1.10. um 20 Uhr, Kulturhaus Karlshorst, Treskowallee 112, Berlin

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