Pflegeazubis kritisieren Schweizer Ausbildung
Bern. Auch in der Schweiz lässt die Ausbildung junger Pflegerinnen zu wünschen übrig. Die größte Schweizer Gewerkschaft Unia befragte 1.000 Lernende in Pflegeberufen. Mehr als die Hälfte der Befragten (58 Prozent) gab an, regelmäßig Überstunden leisten zu müssen – auch entgegen gesetzlichen Vorschriften. Zwei von drei Auszubildenden empfanden zudem ihre Vergütung – meist nur einige hundert Franken – als unangemessen für die geleistete Arbeit.
Auch die Ausbildung selbst kritisierten die angehenden Pflegerinnen. Oft müssten sie Aufgaben übernehmen, die noch außerhalb ihres Kompetenzbereichs liegen – was eine Gefährdung der Patienten darstellt.
Wenig überraschend kommt gut die Hälfte der Azubis zum Schluss, dass sie wegen Personal- und Zeitmangels nicht so pflegen können, wie es angemessen wäre. Nur jede zweite der jungen Pflegerinnen will den Beruf noch in zehn Jahren ausüben.
Die Gewerkschaft Unia, die erst in den vergangenen Jahren damit begann, das Pflegepersonal zu organisieren, fordert ein Umdenken in der Branche. »Nicht mehr Rendite, Sparmaßnahmen und Zahlen, sondern die Menschen müssen im Mittelpunkt stehen«, heißt es in einer Mitteilung. Neben höheren Löhnen bräuchte es dringend auch mehr Personal. (jW)
Die Studie im Internet: kurzlink.de/Pflegeausbildung
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