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Aus: Ausgabe vom 17.09.2015, Seite 11 / Feuilleton

Sein letztes Rennen

 

Von Rudi Mentär

 

Billi Rubin, heimlicher Held aller Schlagersänger von Roy Black und Rex Gildo abwärts, raste in seinem 750 PS starken Gamma CTI zu seiner Lieblingsbar, in der er seinen 26. Geburtstag feiern wollte. Obwohl er seine Schaumacherkarre voll ausfuhr, musste Billi feststellen, dass ihm ein äußerlich nahezu gleicher Wagen dicht auf den Fersen saß. Den Fahrer, der ihm die Lichthupe gab, konnte Billi nicht erkennen, aber die »Weg da! Mach Platz, Lahmarsch! Vorne ist, wo IchIchIch bin!«-Geste, ein Wedeln von links nach rechts mit der rechten Hand, war nicht zu übersehen.

Billi schäumte vor Wut. Er war es doch, der meilenweit vorne lag! Der Hintermann fuhr jetzt noch aggressiver und bis auf fünf Zentimeter an ihn heran. Billi wich nicht von der Überholspur. Der Wagen hinter ihm schwenkte nach rechts aus, der Mann am Steuer legte einen Zahn zu, schloss mit Leichtigkeit zu Billi auf und drosselte die Geschwindigkeit, so dass er exakt parallel neben Billi fuhr. Der Fahrer ließ das Seitenfenster herunter und bedeutete Billi, es ihm gleich zu tun. Widerwillig betätigte Billi den rechten Fensterheber uns sah hinüber. Er staunte nicht schlecht; neben ihm fuhr ein weißhaariger, etwa 70jähriger Mann und sah ihn mit souveränem Lächeln an.

»Na mein Söhnchen«, rief er Billi zu, »Was hast du denn so unter der Haube?« – »750 Sachen!« gab Billi lauthals zurück. Der Alte lachte. »Schlappe 750? Deshalb schleichst du hier so rum! Unter meinen 1.850 geh’ ich gar nicht erst auf die Bahn!« Sprach’s, lachte noch einmal und beschleunigte; Billi sah auf das Kennzeichen und las »BI-LLI-130«.

Also daher weht der Wind, dachte Billi Rubin ernüchtert und leicht deprimiert. Bald hatte er sein Ziel erreicht; er war der erste in der Bar, seine Geburtstagsgäste würden frühestens in einer halben Stunde eintrudeln. Billi Rubin setzte sich an den Tresen, bestellte, erhielt und trank einen großen Tomatensaft und beschloss, ab sofort einen Kleinwagen zu fahren oder gleich ganz zu Fuß zu gehen.

 

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