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Aus: Ausgabe vom 02.11.2015, Seite 3 / Schwerpunkt

BRD-China: Komplizierte Partnerschaft

Eigentlich wäre sie das Passende gewesen für das künftige deutsche China-Geschäft: die »Innovationspartnerschaft«, die Berlin und Beijing im vergangenen Jahr beschlossen hatten. Deutsche Unternehmen sollten auf dem Feld der »Industrie 4.0« mit chinesischen Firmen zusammenarbeiten, also bei der Verschmelzung industrieller Produktion mit modernster Informationstechnologie. Das hätte der deutschen Seite neue Profite verschafft, der chinesischen Seite hingegen wichtige Fortschritte in der industriellen Entwicklung. Doch es ist nicht wirklich etwas daraus geworden. Viele deutsche Unternehmen stünden der »Innovationspartnerschaft« »sehr skeptisch gegenüber«, erläutert Johannes Buckow vom Mercator Institute for China Studies (Merics): Man befürchte, chinesische Kooperationspartner könnten sich widerrechtlich exklusives Know-how und sensible Firmendaten aneignen.

Was tun? Beijing ist nicht sehr erfreut darüber, dass die deutsche Industrie die vereinbarte »Innovationspartnerschaft« blockiert. Schon 2008 hatte sie mit Moskau eine »Modernisierungspartnerschaft« vereinbart, in deren Rahmen sich Russland für die deutsche Wirtschaft öffnete und als Gegenleistung auf Unterstützung bei der Modernisierung seiner Industrie hoffte. Die deutsche Seite lieferte nicht – mit einer ähnlichen Begründung, wie sie nun gegenüber China geäußert wird. Nur: Die wirtschaftliche Abhängigkeit der Bundesrepublik von China ist viel größer als diejenige von Russland. Insofern blieb Bundeskanzlerin Merkel vergangene Woche bei ihrem Besuch in Beijing nicht viel anderes übrig, als erneut zu versprechen, »das Thema ›Industrie 4.0‹« werde »bei der weiteren Umsetzung des sogenannten Aktionsrahmens für eine Innovationspartnerschaft« in Zukunft eine größere Rolle spielen. Ob deutsche Firmen die Chance wahrnehmen oder nicht doch lieber in ihren technologischen Gräben verharren, wird man sehen. Die Erfahrung spricht für die zweite Variante. (jk)

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