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Aus: Ausgabe vom 17.02.2016, Seite 10 / Feuilleton

Mutter? – A watt, Bòchumm!

Von Wiglaf Droste

Ich hatte in Dortmund/Doatmunt/Dor’mund zu tun, musste dann weiter nach Bochum und erzählte das auch dem Kneiper, der mich leutselig gefragt hatte und bei dem ich einen Kaffee trank, der nach Ölwechsel aussah und schmeckte. Die beiden älteren Ruhris am Tresen nickten bedächtig in ihr Pils. »Bochum, ich komm’ aus dir!« nölte einer grönemeyerisch und lachte ziegenmeckend wie ein Blecheimer; er sprach den Namen der Stadt im lokalen Idiom aus: »Bòchumm«, mit kurzem o und nicht künstlich in die Länge gezogen »Boochum«. »Sa’ nich’ sòwas«, erwiderte sein Sitznachbar. »Sonst musste für deine Mutter immer ›Bochum‹ sagen.«

Zwei weitere Pils wurden in Auftrag gegeben, kamen und wurden angesetzt. Dem ersten der beiden verhalf seins offenbar zur Steigerung seiner Denkschärfe. »Nä!« sagte er, schüttelte sich und wiederholte: »Nä! Das ma’ ich nich’! Ich sach’ nich ›Bochum‹ für meine Mutter! Die kommt da nich’ wech. Die is’ von hier!« Der Kollege nickte beifällig und nahm einen langsamen Schluck. »Meiner Mutter geht es gar nicht gut. Stell dir vor, ich besuche die und sach’ ›Bochum‹ zu der. Da fällt die do’ gleich tot um.« Er hielt inne, als stelle er sich die Schreckensszene bildlich vor. »Dann kann ich das au’ gleich in den Grabbstein meißeln lassen: ›Für meine geliebte Bòchumm!‹ Nä, kommt nich’ Frage!«

Tja, da hatte der Sangesonkel Herbert schön was angerichtet. Ich ließ den Kaffee unkommentiert stehen, zahlte und dachte an Helge Schneider, der in einem Interview einmal auf die neuneinhalbmalkluge Frage, ob sein Humor nicht »eine Meta-Ebene« habe, geantwortet hatte: »Meine Tante heißt Meta.« So macht man das, genau so. Dann nahm ich trotzdem den Zug na’ Bòchumm, aus dem ich nicht komm’. Ich komme aus einer Monika, und so muttermund- und ziehharmonisch soll das auch immer bleiben.

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