Juppé, Cahuzac und Co.
Sicher nicht unverdient steht der ehemalige und nicht der gegenwärtige Präsident der Republik im Mittelpunkt des öffentlichen Lebens der französischen Hauptstadt Paris. Nicolas Sarkozy bewegt, anders als der lahme Gemütsmensch François Hollande, die Gemüter. Er sorgt für Gesprächsstoff und Skandale – er ist der Mann, der sich bei der Justiz einen Namen gemacht hat. Bei all dem Rummel um den ewigen Verdächtigen aus Neuilly-sur-Seine werden andere Spitzenpolitiker oft vernachlässigt. Alain Juppé (Foto) zum Beispiel, der im rechtskonservativen Rennen um die Präsidentschaftskandidatur für 2017 weit vor seinem rastlosen Parteichef Sarkozy die Spitze hält. Sollte es zu den von der Parteibasis der Republikaner geforderten Vorwahlen kommen, dann läge Juppé gegenwärtig mit mehr als 40 Punkten weit vor Sarkozys mageren 18 Prozent.
Juppé war zu Jacques Chiracs Zeiten stellvertretender Bürgermeister der Hauptstadt und kannte nicht nur das 2011 mit zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung geahndeten Finanzgebaren des Chefs. 1995 berichtete der Canard enchainé, wie sich der aufstrebende Provinzpolitiker aus Bordeaux nicht nur ein 190 Quadratmeter großes Appartement in Paris zum Mietpreis einer Sozialwohnung besorgen, sondern diese Unterkunft später – aus öffentlichen Mitteln – für »mehrere Millionen Francs« renovieren ließ. Für den korrupten »Patron« Chirac warf sich der treue Assistent anschließend auch vor Gericht in die Bresche. Für die Veruntreuung öffentlicher Gelder und andere im politischen Tagesgeschäft so anfallende Vergehen, verurteilte ihn der Strafgerichtshof Nanterre in zweiter Instanz zu 14 Monaten Gefängnis auf Bewährung und einjährigem Verlust des Wahlrechts.
Aus der sozialdemokratischen Ecke des gegenwärtigen Präsidenten François Hollande bleibt zu melden, dass dessen erster Budgetminister Jérôme Cahuzac sich nach weniger als einem Jahr aus der Regierungspolitik zurückziehen musste, weil die Justiz ihn wegen Steuerhinterziehung und Geldwäsche angeklagt hatte. Cahuzac leugnete den vom Internetportal Mediapart aufgedeckten Skandal immerhin drei Monate lang, bis ihm die Führung millionenschwerer Schwarzgeldkonten in der Schweiz und auf der Isle of Man nachgewiesen werden konnte. Erschwerend kam hinzu, dass der geldgesegnete Chirurg und Pharmalobbyist eine unangemeldete philippinische Putzfrau für 250 Euro im Monat bei 40 Arbeitsstunden die Woche beschäftigt hatte. (hg)
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