Größte Helden der Kulturgeschichte. Platz 2:Biene Maja

Psychoanalytisch betrachtet repräsentiert die Drohne Willi in der Biene-Maja-Blumenwelt die Instanz des Über-Ichs, Willi steht für die Normen und Werte der vorgefundenen Gesellschaft. Dass er diese fest internalisiert hat und ständig in Sprichwort-Weisheiten von sich gibt, schützte ihn nicht davor, als Totalversager in der militärischen Organisation des Bienenstaates aussortiert zu werden. Das kennen wir ja. Kurzer Hand schließt er sich deshalb der Ausreißerin Maja an, die als Freudsches Es in Reinkultur die Welt erobert und sich in alles stürzt, was Wald und Wiese zu bieten hat. Und das betont lustvoll.

Natürlich ist die Trickfilm-Heldin völlig asexuell, was in den Siebzigern und beim ZDF auch nicht anders sein konnte (Buch: W. Bonsels, 1912 – darin gibt's den Willi allerdings noch nicht). Das war in unserer Liste der größten Helden der Kulturgeschichte nicht immer so: Robin flirtete mit Lady Marian. Rotkäppchen traf sich abseits des Weges mit Wolfgang. Tarzan hangelte sich mit Jane im Arm durch den tropischen Urwald, und Harry Potter schwang ewig diesen Dingsda-Stab hin und her, bis sich vorn etwas daraus löste.

Genug davon. Wir wollen nämlich behaupten, dass Biene Majas Hauptleistung darin bestand, sich aus dem Zwang der Naturverhaftung gelöst zu haben. Wie der Homo sapiens vor hunderttausend Jahren auch; nur dass wir unseren Willi aus unerfindlichen Gründen Gott nannten.

Als Schwarmbiene lebte Maja nun in Partnerschaft mit Willi, also allein, und suchte, bio -transzendent, die Verbrüderung aller Wiesenbewohner heraufzubeschwören. Sechsbeiner aller Grashalme, vereinigt euch! Und man muss es ihr lassen, oft hatte sie damit durch ihre Aufrichtigkeit, Klugheit, Emotionalität und Unerbittlichkeit Erfolg. Sogar gegen Spinnen (acht Beine!), Hornissen und Totengräberkäfer gab sie sich versöhnlich.

Aber ihr Stachel war dabei immer ... Seid bereit, immer bereit! Denn irgendwann muss mal Schluss sein mit der Kuschelei. Irgendwann, so einmal Nietzsche, helfen bloße Worte nicht mehr, da muss eben in die Fresse gehauen werden. Aber das tut ja keiner nur mal so. Erst recht nicht diese Biene, die wir meinen!

Das nächste und letzte Mal: Heidi