Das Herz und die Preise
An dem Thema Flüchtlinge wollte auch die Berlinale nicht vorbeikommen: Bester Film 2016 wurde »Fuocoammare« von Gianfranco Rosi, ein Dokumentarfilm über die Menschen auf der Mittelmeerinsel Lampedusa, wo alljährlich Hunderttausende Flüchtlinge Schutz suchen. Jurypräsidentin Meryl Streep nannte den Film »das Herz der Berlinale«. Der italienische Kulturminister Dario Franceschini glaubt: »Dieser Film rüttelt die Welt auf und erinnert uns an die Notwendigkeit, dem Flüchtlingsdrama gemeinsam und menschlich zu begegnen.« Zuletzt hatte Italien 2012 einen Goldenen Bären erhalten.
Als beste Darstellerin konnte sich am Samstag die bekannte dänische Schauspielerin Trine Dyrholm (43) in Thomas Vinterbergs grünalternativem Beziehungsdrama »Die Kommune« durchsetzen. Bester Schauspieler wurde der Tunesier Majd Mastoura in der Emanzipationsgeschichte »Hedi«. Er widmete seinen Bären den »Märtyrern der Revolution«, wie er sagte. »Wir hätten keine Meinungsfreiheit ohne all das Blut, das sie vergossen haben.«
Den Silbernen Bären, den Großen Preis der Jury, erhielt der bosnische Regisseur Danis Tanovic für »Tod in Sarajevo«. Die 35jährige Französin Mia Hansen-Løve gewann mit ihrem Film »Die Zukunft« (original: »L’avenir«) einen Silbernen Bären für die beste Regie. Den Preis für das beste Drehbuch gewann der Pole Tomasz Wasilewski, der in seinem Film »Vereinigte Staaten der Liebe« auch Regie führte.
Für das Acht-Stunden-Mammutwerk »A Lullaby to the Sorrowful Mystery« (übersetzt etwa: Ein Wiegenlied für das schmerzhafte Geheimnis) gab es den Alfred-Bauer-Preis für innovative Filmkunst. »Ich widme den Preis allen Filmemachern, die daran glauben, dass das Kino die Welt verändern kann«, sagte der philippinische Regisseur Lav Diaz.
Weitere Preise: Der Goldene Bär für den besten Kurzfilm ging an »Balada de um Batráquio« von Leonor Teles. Der FIPRESCI-Preis der internationalen Filmkritiker ging an »Tod in Sarajevo«, »Aloys« von Tobias Nölle und »The Revolution Won’t Be Televised« von Rama Thiaw. Der Teddy-Award ging an »Kater« von Händl Klaus, der Förderpreis der Perspektive Deutsches Kino an »Walchensee Forever« von Janna Ji Wonders, der Caligari-Preis an »Akher Ajam Al-Medina« von Tamer Al-Said, der Friedensfilmpreis an »Makhdumin« von Maher Abi Samra, der Heiner-Carow-Preis an »Grüße aus Fukushima« von Doris Dörrie und der Gläserne Bär an »Es esmu seit« von Renars Vimba (Generation 14+) bzw. an »Ottaal« von Jayaraj Rajasekharan (Generation K+). (dpa/jW)
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