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Aus: Ausgabe vom 04.03.2016, Seite 11 / Feuilleton

Über die Schnurre

Von Wiglaf Droste

Auf meine Frage hin, ob es angesichts der Rechtslagenverschlechterung durch die rechte SVP nicht auch schöne Helvetismen für »die Goschen halten« gebe, bekam ich kundige Antwort. »Heb de Latz«, heiße das auf Zürideutsch, schrieb mir Freund Boni, was ihm besonders gefalle, da es beiläufig suggeriere, »dass der Schreihals noch im Kleinkindalter« sei; ansonsten sage man auch »Heb d’Schnurre«, was Gewährsmann UD Braumann ebenfalls wusste, der in diesem Zusammenhang auch auf den Schnurrbart verwies, den Haarbalken, der über der Klappe wuchert.

Ich kannte Schnurre zuvor nur als Synonym für eine schöne Geschichte oder Anekdote, die man auch »Schnurrpfeiferei« oder »ein schönes Garn« nennt; sonst war mir Schnurre als Nachname des 1920 geborenen Schriftstellers Wolfdietrich Schnurre geläufig, den ich als Schüler sehr gern las und der so klug war, im Juni 1989 das Zeitliche zu segnen, um das ab Herbst 1989 waltende Gewürge nicht mehr miterleben zu müssen.

Die Kinderliteratur kennt noch den »Kater Schnurreburre«, und Wilhelm Busch dichtete und zeichnete schon 1872 die Geschichte »Schnurrdiburr oder Die Bienen«, in der die Bienenkönigin über den »Schwerenöter, Honigdieb und Bienentöter« Hans Dralle summt: »Schnurrdiburr! Da geht er hin!« Wenn man das erst über den SVPisten als solchen sagen kann, wird die Welt eine weniger wüste, leere und niederträchtige sein.

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