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Aus: Ausgabe vom 20.12.1997 / Ausland

Kim will politisches System Südkoreas reformieren

Oppositionsführer gewann überraschend Präsidentenwahlen

Der künftige koreanische Präsident Kim Dae Jung hat am Tag nach seinem historischen Wahlsieg eine Reform des politischen Systems angekündigt. Der 73jährige ehemalige Dissident gewann die Wahl vom Donnerstag mit 40,3 Prozent der Stimmen, wie die Landeswahlleitung in Seoul am Freitag mitteilte. Er ist damit der erste Oppositionspolitiker, der seit Gründung Südkoreas vor 49 Jahren zum Staatsoberhaupt gewählt wurde. Kim tritt das Amt Ende Februar an.

Auf seinen schärfsten Rivalen, Lee Hoi Chan von der Regierungspartei, entfielen 38,7 Prozent. Ein dritter Kandidat, Rhee In Je, brachte es auf 19,2 Prozent. Der bisherige Staatschef Kim Young Sam durfte gemäß der Verfassung nicht mehr kandidieren. Die Wahl stand im Zeichen der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrise in der südkoreanischen Geschichte.

Die Aktienbörse in New York erlitt nach dem Wahlsieg Kims einen Schwächeanfall. Dies wurde damit begründet, daß die Wertpapierhändler in den USA nun vermehrten Widerstand in Seoul gegen die Auflagen für die Hilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) befürchten. Kim versicherte jedoch in einer Rede am Freitag, er werde sich voll an die Vereinbarungen mit dem IWF halten.

Kim führte die Schwierigkeiten des Landes auf die jahrzehntealte Praxis südkoreanischer Regierungen zurück, die Wirtschaft zu subventionieren und zu protegieren und dafür Bestechungsgelder zu kassieren. Er kündigte an, er werde der Wirtschaft die politischen Fesseln, aber auch die Protektion nehmen. Die Unternehmen müßten auf dem freien Markt und im internationalen Wettbewerb bestehen.

Nach seiner Wahl stimmte Kim seine Landsleute auf harte Zeiten ein. Kurz nach Bekanntwerden seines Wahlsieges richtete der 73jährige am Freitag einen eindringlichen Appell an die Bevölkerung, gemeinsam die derzeitige Krise zu meistern.

AP/AFP/jW

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