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Aus: Ausgabe vom 15.03.2016, Seite 10 / Feuilleton

Brotagonisten für die Welt?

Von Wiglaf Droste

Daran, dass Frisöre und Fahrradverkäufer ihren Läden die absurdesten zwangsoriginellen Namen geben, hat man sich ja beinahe schon gewöhnt; das schlechte Beispiel macht aber auch in existentielleren Lebensbereichen Schule. Wenn man im Leipziger Stadtteil Gohlis vor den Auslagen eines Bäckers namens »Der Brotagonist« steht, will das Aua zwischen den Ohren kaum noch weichen.

War Heinrich Böll der Brotagonist der frühen Jahre? Gilt die Regel »So oder so, die Erde wird Brot«? Gibt es eine Künstlertruppe namens »Los Brotlos«? Lebt der Mensch nicht vom Brotagonisten allein, wenn er einen Brotagonisten im Bette aß? Wird es eine Bestatterfirma geben, die sich »Die Totagonisten« nennt? Ist das Brot ein Kleister aus Deutschland, oder schmeckt es nur so? Sitzen »wir alle im selben Brot«, das aber, wie unsere rechtsradikal besorgten Bürger behaupten, »voll ist«, und zwar mit dem Gift, das sie verbreiten? Und wird es eine Sendung namens »Brot für Contras« geben, in der diese Todes-Schwadroneure erfolgreich beweisen dürfen, dass man, weiß Brot, schon Klügeres auf dem Teller hatte als den Inhalt ihrer Komissbrotköpfe?

Das alles runkelt einem durch die gute alte Zuckerrübe, wenn man, wider besseres Wissen nichts Böses ahnen wollend, einen Spaziergang unternimmt und sich anschließend nichts sehnlicher wünscht als ein Trostbrot.

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