Triumpf bleibt stumpf
Von Wiglaf DrosteDer Ausverkauf hat schon begonnen. Die Marktschreier von der AfD verhökern das brackige Rinnsal ihrer Existenz ernsthaft als Oberwasser. »Triumpf! Einzug in den Landtag Sachsen-Anhalt!« poposaunt es lauthals, und die peinliche Jubelperserei entblößt die Analphabeten für Deutschland in Gänze: Es geht um nichts als Ummachtung.
Auch dass die AfDler mit der Parole »Wir für unsere Heimat« an- und auftreten, folgt der in ihrem Fall tatsächlich »alternativlosen« Logik des notorischen Lügens: Die AfD hat mit »Heimat« und »Heimatliebe« genau soviel zu tun wie ein Kinderheim, in dem Grausamkeit und Missbrauch an der Tages- und Nachtordnung sind.
Wer sonst nichts hat und ist, flieht sich in die Brutalität – und kann dabei darauf bauen, dass gerade die Hässlichkeit des Hassens für alles Hässliche attraktiv ist, denn die Anhänger dieser Hässlichkeit »finden sich dort wieder«, wie es heißt und werden »von der Politik abgeholt«. Es sind diese lange gehirnwäscheartig eingehämmerten politischen und medialen Phrasen, die sich ein Publikum leibeigen gemacht hat, das Niedertracht für ein menschliches Grundrecht hält und sich an der Vorstellung berauscht, die ihrem Größenwahn entspricht: uneingeschränkte, willkürliche Herrschaft al gusto.
Die Anhänger der AfD wollen Elend oder sogar Blut bei anderen sehen, als Rache und Revanche dafür, dass sie selbst nichts auf die Reihe kriegen (nicht einmal ein schäbiges Reihenhaus, in dem kein Mensch vegetieren möchte) und nichts auf die Kette bekommen, es sei denn an die Kette, an die sie jeden legen wollen, der lebt, und sei es auch bloß ihr mann-, frau- und kindscharfer Töterköter. Diese Leute wollen den Tod anderer, weil sie selbst tot sind. Es gibt wenig Gefährlicheres als beleidigte Leberwürste, die man mit Munition ausstattet, die in diesem Fall als »demokratische Legitimation«, »Wählerwille« oder »Bürgerprotest« ausgegeben wird, obwohl es sich um primitivste Demagogie handelt.
Nun aber dürfen die Eletriumpfanten ganz stolz in Unterwäsche von Triumph publikumsbejohlt in der Manege herumlaufen, zu der das sogenannte »politische Parkett« herabgesunken ist. Kleiner Tipp: das jährliche Wäschewechseln nicht vergessen!
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