Anno ... 13. Woche
1916, 30. März: Zentristische SPD-Reichstagsabgeordnete bilden in Berlin unter Führung von Wilhelm Dittmann, Hugo Haase und Georg Ledebour die »Sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft«. Die Gründung ist eine Reaktion auf den zuvor erfolgten Ausschluss von 18 Abgeordneten aus der sozialdemokratischen Fraktion. Sie hatten am 24. März gegen den »Notetat« der Reichsregierung gestimmt, weil dieser neue Kriegskredite gewährte. Die »Arbeitsgemeinschaft« steht für einen Bruch mit der Burgfriedenspolitik der Parteimehrheit und bildet die Keimzelle der im April 1917 in Gotha gegründeten Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD).
1951, 29. März: In den USA wird das Todesurteil gegen Ethel und Julius Rosenberg wegen angeblicher »Atomspionage« für die Sowjetunion in der Zeit des Zweiten Weltkriegs verkündet. Trotz weltweiter Proteste wird das Ehepaar am 19.6.1953 auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Dokumente der Bundespolizei FBI belegen, dass die beiden Hauptzeugen der Anklage, David und Ruth Greenglass, Ethel in ihren Vernehmungen zunächst nicht belasteten. David Greenglass erklärte sogar unter Eid, dass seine Schwester nicht beteiligt war. In der 2008 freigegebenen Aussage von Greenglass’ Ehefrau Ruth vor der Grand Jury wird eine Tatbeteiligung von Ethel ebenfalls nicht erwähnt. FBI-Dokumente belegen, dass die Staatsanwaltschaft die Beweislage gegen Ethel als »schwach« einschätzte. Sie solle jedoch trotzdem vor Gericht gestellt werden und eine »harte Strafe« erhalten. Das ließe sich als »Druckmittel« gegen ihren Mann einsetzen, der so zur Zusammenarbeit mit den staatlichen Anklägern gebracht werden könne. Erst nach dem Schmieden dieser Strategie machten zunächst Ruth und dann auch David Greenglass wenige Tage vor dem Prozess neue Einlassungen, die ihren ursprünglichen eidlichen Aussagen widersprachen und in denen sie nun auch Ethel belasteten. Auf diese neuen Zeugenaussagen stützte sich das Gericht bei der Verhängung des Todesurteils gegen Ethel. 2001 gab David Greenglass in einem Fernsehinterview zu, dass seine Aussage falsch war.
1961, 30. März–3. April: In der BRD finden erstmals vier regionale Ostermärsche von Atomwaffengegnern statt.
1966, 29. März–8. April: Auf dem XXIII. Parteitag der KPdSU wird Leonid Breschnew nach der Abberufung von Nikita Chruschtschow im Oktober 1964 zum Generalsekretär des ZK der KPdSU gewählt.
1986, 30./31. März: 100.000 Menschen protestieren am Osterwochenende im oberpfälzischen Wackersdorf gegen die dort geplante Wiederaufbereitungsanlage für Atombrennstäbe. Die Polizei setzt Knüppel und das Reizgas CS gegen die Demonstranten ein, es gibt Verletzte und einen Toten.
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Ende der Illusionen
vom 26.03.2016