Europäer wollen syrische Akademiker
Brüssel/Berlin. Europäische Regierungsvertreter monierten, dass die Türkei im Zuge des sogenannten Flüchtlingspaktes keine gut ausgebildeten Syrer wie Ingenieure, Ärzte oder Facharbeiter in die EU ausreisen lasse. Statt dessen schicke Ankara viele »schwere medizinische Fälle oder Flüchtlinge mit sehr niedriger Bildung«, berichtet das Magazin Der Spiegel in seiner am Sonnabend erschienenen Ausgabe. Beim Treffen der EU-Innenminister hatte am Freitag bereits der Luxemburger Jean Asselborn darauf hingewiesen, dass die Türkei Akademikern Ausreisegenehmigungen verweigere, wie ein EU-Diplomat der dpa sagte. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür – kurz vor der Istanbul-Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel am Sonntag – weder in Brüssel noch in Berlin.
Merkel will am heutigen Montag in Istanbul mit Präsident Recep Tayyip Erdogan über die Umsetzung des Abkommens reden. Es sieht vor, dass die Türkei für jeden Syrer, der von den griechischen Inseln in die Türkei zurückgebracht wird, einen anderen Syrer auf legalem Weg in die EU schicken darf. Die Vorauswahl trifft die türkische Migrationsbehörde, die die Namensliste dann an das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, UN HCR, schickt. Eine zentrale Rolle spielen dabei nach Angaben des türkischen Außenministeriums die sogenannten Verletzlichkeitskriterien der UN, also die Schutz- und Hilfsbedürftigkeit der Menschen. Über den Mechanismus sollen bis zu 72.000 Syrer Aufnahme in Europa finden. Bislang sind es aber nicht einmal 300. (dpa/jW)
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