Britannien wird abgewickelt
Von Dusan DeakAls Antwort auf die Majestätsbeleidigung »Brexit« machen sich Martin Schulz (EU-Parlamentspräsident) und Jean-Claude Juncker (Präsident der Europäischen Kommission) für eine schnelle und gerechte Bestrafung Britanniens stark und stellen dem Land ein Ultimatum. Bis Dienstag nächster Woche muss die Austrittserklärungen her, sonst wird zurückgeschossen.
Ab sofort ist Englisch keine europäische Verkehrs- und Verhandlungssprache mehr und wird aus der Öffentlichkeit verbannt. Das gilt auch für englische Literatur (William Shakespeare, Rosamunde Pilcher) und englische Popmusik (Beatles, Rolling Stones). Als Ersatzsprachen kommen Rätoromanisch, Albanisch oder Lettisch in Betracht.
Viele Fragen bleiben offen.
Was passiert mit den 17 Bewohnern der Falkland-Inseln und deren 300 Millionen Schafen? Müssen sie jetzt auch Albanisch lernen? Werden die Britischen Inseln (ausgenommen Schottland) abgetragen und im Pazifik wieder aufgebaut? Oder reicht es, die britische Bevölkerung umzusiedeln und gegen weniger widerspenstige Bürger auszutauschen? Müssen die Geschichtsbücher neu geschrieben und die Atlanten neu gedruckt werden, wie beinahe schon nach den »Hitler-Tagebüchern« des Stern damals?
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier schlägt versöhnliche Töne an. Als Lehre aus dem »Brexit« will er entschleunigen und entwirft ein Europa der vielen Geschwindigkeiten. Genaugenommen 54 plus 27 Geschwindigkeiten, zwei für jedes der verbliebenen 27 Länder einschließlich der Rückwärtsgänge.
Es ist höchste U-Bahn angesagt (englisch: »highest tube«). Alles muss schnell gehen, sonst sind die Briten mit einem zweiten Referendum ruck, zuck wieder drin.
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