Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Montag, 23. Dezember 2024, Nr. 299
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 02.07.2016, Seite 11 / Feuilleton

Ausgerechnet

Polen – Portugal i. E. 3:5 (1:1, 1:1)
Von Gerrit Hoekman und Olaf Lynngard

Bester Pechvogel

Elfmeterschießen ist Roulette, und trotzdem gibt es immer wieder Mannschaften, die lieber dieses Risiko eingehen, anstatt in den letzten Minuten beherzt auf Sieg zu spielen. Polen zum Beispiel. Bereits im Achtelfinale gegen die Schweiz tat die Mannschaft nichts, um die Partie in der Verlängerung zu entscheiden. Bloß kein Gegentor, war die Devise. Auch gegen Portugal in Marseille. Doch Jakub Blaszczykowski, en alle nur »Kuba« rufen, scheiterte beim vierten Elfer. Portugal triumphierte. Ausgerechnet Blaszczykowski. Es war bis dahin doch sein Turnier. Der 30jährige war der beste Spieler seiner Mannschaft, weit besser als Superstar Robert Lewandowski. Doch Blaszczykowski ist ein Pechvogel, ein Mann der schweren Verletzungen. Vor der EM hatte er über ein Jahr lang nicht gespielt. Erst während der Vorbereitung kehrte er in die Nationalelf zurück – als tragischer Held.

Gottes Rechnung

Portugal ist so reich an genialen Fußballern, aber ein gescheiter Stürmer wird seit Jahren gesucht. Die Mannschaft von Trainer Fernando Santos braucht zu viele Chancen, um überhaupt auch nur ein Tor zu erzielen. Gegen die polnische Mannschaft versemmelte allein Superstar Cristiano Ronaldo (Real Madrid) zwei hundertprozentige. Ohne den abgefälschten Schuss von Renato Sanches (Bayern München), wären die Portugiesen wohl ausgeschieden. Gerade weil der deutsche Schiedsrichter Felix Brych ihnen zwei Elfmeter verweigerte.

Sanches war erstmals von Anfang an dabei. Mit seinen Dribblings verschärfte er das Tempo, suchte Eins-gegen-eins-Situationen und war der Motor des portugiesischen Spiels. Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass er derjenige sein wird, der auf seinen Schultern das Land ins Finale trägt. Superstar Cristiano Ronaldo muss er dabei mitschleppen. Der Fußballgott hat eine ganz eigene Rechnung aufgemacht: Umso mehr deutsche Journalisten über Ronaldo die Nase rümpfen, umso weiter wird Portugal kommen. Kritik verleiht dem Team Flügel, aber leider keinen Mittelstürmer.

Mehr aus: Feuilleton