Sigi Maron gestorben
Der linke niederösterreichische Musiker und Schauspieler Sigi Maron ist tot. Er starb am Montag im Alter von 72 Jahren in Baden. Maron spielte in der 90er Jahren im Fernsehen in der Sketchserie »Tohuwabohu« mit. Das war Comedy, aber in der nichtopportunistischen Tradition von »Kottan ermittelt« und Monty Python. Unter den österreichischen Singer/Songwritern war Maron am dichtesten dran an Punk. Auch wenn er sich anfangs von André Heller fördern ließ, fehlte ihm das zynisch-windelweiche des Austropop. Maron brüllte mehr als dass er sang. Seit der Kindheit im Rollstuhl war er kein Klimpergitarrenmonologist, sondern spielte mit größeren Bands, gerne auch Reggae. Seine Musik war der von Kevin Coyne, dem englischen Punkblues-Sänger und Pop-Außenseiter, nicht unähnlich, Anfang der 80er Jahre spielten die beiden gemeinsam. Für Marons Platten war vor allem die Zusammenarbeit mit Coynes Produzenten Bob Ward wichtig.
Hatte es Coyne abgelehnt, bei den Doors Nachfolger des verstorbenen Sängers Jim Morrison zu werden, um dann in den 70ern sein Image als »singender Sozialarbeiters« abseits der Kulturindustrie offensiv zu leben, war auch Maron in der österreichischen Musikszene ein Unikat. Für den ganzen Schwachsinn der spießbürgerlichen Repression hatte er in seinem bekanntesten Lied »Ballade von ana hoatn Wochn« den manifestartigen Refrain »Leckts mi aum oasch« vorgesehen. Maron sang in Dialekt, auf eine selbstbewusste Art, so wie in Deutschland Hans Söllner, der wie Maron imstande war, den alten Anarchistengruß »Für Freiheit und Glück« zu mitsingfähigen Hits auszubauen.
Maron kandidierte mehrfach für die Kommunistische Partei. Sein politisches Programm könnte man in den Worten von Upton Sinclair zusammenfassen: »Anarchie im Denken und Kommunismus in der Produktion«. (jW)
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