Neiswestny gestorben
Der bedeutende russische Bildhauer Ernst Neiswestny, Schöpfer zahlreicher Monumentalskulpturen, ist tot. Er starb mit 90 Jahren am Dienstag in New York, wie russische Medien am Mittwoch berichteten. Neiswestny habe in seinen Werken »der Kraft und Unzerstörbarkeit des menschlichen Geistes Ausdruck verliehen«, sagte der russische Kulturminister Wladimir Medinski. Krieg und Leiden, aber auch Lebensfreude – diesen Themen widmete Neiswestny seine großen, oft aus menschlichen Gesichtern gebildeten Skulpturen.
Der unangepasste Avantgardekünstler wurde 1926 in Swerdlowsk (heute wieder Jekaterinburg) geboren. 1962 lieferte er sich einen Streit mit dem damaligen sowjetischen Parteichef Nikita Chruschtschow. Der Bildhauer forderte Freiheit von der herrschenden Kunstrichtung des Sozialistischen Realismus. Chruschtschow nannte Nieswestnys Skulpturen Schund: »Warum verzerrst Du die Gesichter der sowjetischen Menschen?« fragte er ihn. Trotzdem wünschte sich Chruschtschow später ein Grabmal aus der Hand Neiswestnys. Und der schuf dann tatsächlich das Grabmal für den 1971 gestorbenen Politiker, der als Regierungschef schon 1964 entmachtet worden war.
Wörtlich übersetzt heißt Neiswestny »Der Unbekannte«. In den 30er Jahrenhatte er seine Eltern in den Wirren der stalinschen »Säuberungen« verloren. 1996 schuf er eine 15 Meter hohe »Maske der Trauer« in der ostrussischen Hafenstadt Magadan, die usprünglich 1929 als Zwangsarbeiterlager angelegt worden war. Andere Werke von Neiswestny stehen bei den Vereinten Nationen, im Vatikan und im ehemaligen deutschen Konzentrationslager Auschwitz.
Aus der Sowjetunion emigrierte Neiswestny 1976 zunächst in die Schweiz und später in die USA. Die letzten Jahrzehnte lebte und arbeitete er vor allem in New York. (dpa/jW)
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