Gegründet 1947 Freitag, 31. Januar 2025, Nr. 26
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 02.01.1998 / Ausland

Terrorakt in Nordirland

Blutiger Überfall auf Silvesterparty in Belfast

Der Jahreswechsel war in Nordirland von blutigem Terror begleitet: Zwei bewaffnete Männer überfielen am Silvesterabend im katholischen Norden der Provinzhauptstadt Belfast eine Silvesterparty in einem Pub. Die Angreifer schossen zunächst zwei Wachleute nieder und eröffneten dann das Feuer im vollbesetzten Lokal. Die beiden Täter entkamen in einem gestohlenen Auto, das mit hoher Geschwindigkeit in ein protestantisches Stadtviertel fuhr. Von den sechs Verletzten erlag ein Mann am Neujahrsmorgen seinen schweren Kopfwunden. Die Polizei sprach von einem politisch motivierten Anschlag und leitete eine Fahndung ein. Vermutlich handelte es sich um einen weiteren Racheakt der probritischen Loyalist Volunteer Force (LVF), deren Anführer Billy Wright vor einer Woche im Gefängnis von Mitgliedern einer IRA-Splittergruppe erschossen worden war.

Die protestantische Loyalistenorganisation LVF hatte nach dem Attentat auf Wright mit Rache gedroht. Der 37jährige war am vergangenen Sonnabend von Angehörigen der Irisch- Nationalen Befreiungsarmee (INLA) ermordet worden. Unmittelbar danach war der Wachmann eines Landgasthofs erschossen worden, drei weitere Katholiken wurden verletzt. Während sich die Irisch-Republikanische Armee (IRA) im vergangenen Jahr zu einem Waffenstillstand bereitgefunden hat, lehnen INLA und LVF den Friedensprozeß in Nordirland ab.

Kurze Zeit vor den Schüssen in der »Clifton Taverne« erklärte die britische Nordirlandministerin Mowlam, das neue Jahr werde von »historischen Schritten« auf dem Weg zu einem dauerhaften Frieden gekennzeichnet sein. Die jüngste Eskalation der Gewalt unterstreiche nur die Notwendigkeit, die Bemühungen um den Friedensprozeß zu verdoppeln.

AP/jW