Steinmeiers US-Präsenz
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat am Donnerstag im Bundestag ein Prestigeprojekt vorgestellt, mit dem sich nicht nur etwas gegen die Privatisierung von Wohnraum tun, sondern auch Deutschlands Einfluss in den USA vergrößern lässt. Nach Angaben des Ministers ist die Regierung drauf und dran, einer Maklerfirma die alte Villa mit großem Grund am Westrand von Los Angeles abzukaufen, in der Thomas Mann nach der Emigration aus Nazideutschland Werke wie »Joseph, der Ernährer« oder »Doktor Faustus« verfasste. Das Haus steht schon länger für umgerechnet gut 13 Millionen Euro zum Verkauf. Auf eine Onlinepetition mit 3.000 Unterschriften, darunter die von Herta Müller, hatte die Bundesregierung noch zurückhaltend reagiert. Anfang September plädierte dann Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) öffentlich für einen Ankauf. Steinmeier dankte ihr dafür am Donnerstag besonders, aber auch »allen (anderen), die mitgeholfen haben, dass wir hoffentlich die drohende private Veräußerung verhindern konnten«. Wie der Vorsitzende im Unterausschuss für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik, Bernd Fabritius (CSU), erklärte, steht die BRD im Bieterverfahren »first in line«, also »unter den Kaufinteressenten an erster Stelle«. Geht es nach Steinmeier, wird das Anwesen künftig als Stätte des Kulturaustauschs zusammen mit der nahe gelegenen Villa Aurora betrieben, in der einst Schriftsteller Lion Feuchtwanger wohnte. Zudem will der Sozialdemokrat das verwaiste Goethe-Haus in New York wiederbeleben: »Jeder, der im Augenblick in die USA schaut, weiß, dass es dringend notwendig ist, dort unsere Präsenz, unsere Anwesenheit zu erhöhen.« In der vergangenen Woche hatte der Minister sich in seiner Eröffnungsrede zum 51. Historikertag bereits zur »dritten Partei« im Syrien-Krieg aufgeschwungen, die den USA womöglich in der Tradition der westfälischen Friedensverhandlungen von Mitte des 17. Jahrhunderts beibringen könnte, »den sich verändernden Realitäten am Boden ins Auge zu sehen und daraus Schlüsse zu ziehen«. (dpa/jW)
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