Andrzej Wajda gestorben
Filmregisseur Andrzej Wajda ist am Sonntag abend im Alter von 90 Jahren gestorben, wie das polnische Filminstitut in Trauer um eine »große und außerordentliche Persönlichkeit« mitteilte. Der am 6. März 1926 in Suwalki im Nordosten des Landes als Sohn einer Lehrerin und eines Kavallerieoffiziers geborene Regisseur diente ab 1942 in der polnischen »Heimatarmee« als Meldegänger. Ab 1946 studierte er zunächst Malerei an der Akademie der Schönen Künste in Krakow, wechselte aber bald an die staatliche Film- und Theaterakademie in Lodz. Sein Frühwerk setzte Maßstäbe für den polnischen Film. 1956 erhielt er für »Der Kanal«, in dem der verlorene Kampf polnischer Widerstandskämpfer in den Kloaken Warschaus geschildert wird, einen Regiepreis in Cannes. Zwei Jahre später folgte »Asche und Diamant« über den sinnlosen Tod eines Widerstandskämpfers und Antikommunisten am 8. Mai 1945 – nach Einschätzung vieler Filmhistoriker Wajdas bedeutendstes Werk. Insgesamt drehte Wajda mehr als 40 Filme – ab 1982 erhielt er auch Regieaufträge in Frankreich (»Danton«) und der BRD (»Eine Liebe in Deutschland«). Der »Solidarnosc«-Opposition stand er seit deren Gründung nahe. Sein Film »Korczak« (1989) über den polnisch-jüdischen Pädagogen Janusz Korczak trug Wajda bei den Filmfestspielen in Cannes 1990 den Vorwurf des Antisemitismus ein. Als 81jähriger drehte der Regisseur den Historienfilm »Katyn« über die Hinrichtung von etwa 22.000 kriegsgefangenen polnischen Offizieren durch den sowjetischen Geheimdienst im Jahre 1940. Eines der Opfer war Wajdas Vater. Der Film wurde in polnischen Medien als »künstlerische Bankrotterklärung« und »Geschichtswälzer im Hochglanzdruck« beschrieben, die linksliberale Gazeta Wyborcza notierte gleichwohl erleichtert: »Gottseidank kein nationalpatriotisches Pathos«. (jW)
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