Herr der Schwalben
Christian Kracht erhält den mit 15.000 Euro dotierten Hermann-Hesse-Literaturpreis. Die Verleihung ist für den 18. November im Karlsruher Rathaus geplant, wie die Stifter bekanntgaben. Der Schriftsteller sei eine singuläre Stimme in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, die immer wieder zu Polarisierung Anlass gebe. Seine stilistisch vollendete Prosa betöre und verstöre zugleich. Kracht wurde 1966 in der Schweiz als Sohn des Generalbevollmächtigten des Axel-Springer-Verlags geboren, volontierte nach Internatsaufenthalten beim Magazin Tempo und wurde mit seinem Debütroman »Faserland« (1995) zum Popstar. Für seinen Roman »Imperium« (2012) erklärte ihn der Spiegel nicht ganz zu Unrecht zum »Türsteher rechter Gedanken«. Im kürzlich erschienenen Nachfolger »Die Toten« hält Kracht dem »ridikülisierten Dandy-Stil der vorvorigen Jahrhundertwende« die Treue, wie die FAZ treffend anmerkte. Im Berlin der Nazizeit hängen dort »ungezählte« Hakenkreuzfahnen an den Fassaden »wie geistlose Schwalben«. Wenn eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, machen dann ungezählte geistlose einen guten Roman? Für den alle zwei Jahre in Karlsruhe vergebenen Hesse-Preis kann es reichen. (dpa/jW)
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