Dylan, physikalisch
Von Wiglaf DrosteVöllig zu Recht, wenn auch arg verspätet, wurde dem größten Musiker und Textdichter seit Johann Sebastian Bach der Literaturnobelpreis zugesprochen. Das war überfällig, und quasi als Kollateralglück wurde der Preis damit entgrasst; man darf ihn also wieder annehmen. Nur eine dürftige Thüringer Teetusse kann das nicht tun; Sibylle Berg, mit – auch meinerseits – re ichlich Vorschusslorbeer versehene Kolumnistin, kommentierte die Wahl Dylans, sich auf ihrem Schweizer Sofa wohlig lümmelnd, professionsgemäß erwartbar zwangsoriginell so: »Die Chancen für mich, den Nobelpreis für Physik zu bekommen, haben sich gerade dramatisch erhöht.« Das möchte lustig sein und ist bloß doppelt und dreifach gelogen: Von Physik versteht Frau Berg nachvollziehbarerweise noch weniger als vom Schreiben, und letzteres ist bedauerlich; in »Just Like a Woman« hat Bob Dylan diese Art Darrme, treffsicher trauernd, besungen.
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