Gegründet 1947 Freitag, 31. Januar 2025, Nr. 26
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 06.01.1998 / Ausland

Massaker in Chiapas gehört zur Regierungsstrategie

Mexiko plante Bewaffnung rechter Paramilitärs

Das vor zwei Wochen verübte Massaker an 45 indianischen Flüchtlingen im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas liegt einem Pressebericht zufolge auf der Linie einer von der Regierung ausgearbeiteten Strategie zur Niederschlagung der zapatistischen Guerilla. Eines der führenden mexikanischen Nachrichtenmagazine, Proceso, berichtet in seiner jüngsten Ausgabe, das Verteidigungsministerium habe im Oktober 1994 im Zuge einer speziellen »Counter-Insurgency- Strategie« geplant, rechtsextreme paramilitärische Gruppen zu bewaffnen. Hauptziel der geheimen Pläne sei es gewesen, einen Keil zwischen die Bevölkerung und die »Gesetzesbrecher« zu treiben, wie der frühere Präsident Carlos Salinas die Zapatisten bezeichnete.

Laut Proceso vorliegenden Dokumenten wurde der militärische Geheimdienst angewiesen, unter anderem Viehzüchter und »hochpatriotisch gesonnene« Menschen zur Unterstützung der Sicherheitskräfte anzuwerben. »Da, wo es keine Bürgerwehren gibt, müssen welche geschaffen werden«, zitiert das Magazin aus dem Plan »Militärkampagne Chiapas 94«. Außerdem sei den Dokumenten zufolge vorgesehen gewesen, die Medien zu zensieren und die Massenorganisationen zu kontrollieren sowie die zivilen Stützpunkte der Guerilla zu verlegen, in denen sich derzeit rund 6 000 Flüchtlinge befinden. Das Massaker am 22. Dezember in dem Dorf Acteal verübten schwerbewaffnete Unterstützer der seit Jahrzehnten regierenden Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI).

AFP/jW