Deutscher Völkermord
In der Pariser Holocaust-Gedenkstätte wurde am Freitag die Ausstellung »Der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts« eröffnet. Ihr Gegenstand ist der Vernichtungskrieg deutscher Kolonialtruppen im heutigen Namibia. Nach der Niederschlagung eines Aufstands der Herero wurden im Sommer 1904 Flüchtende in die Wüste getrieben und Wasserstellen abgeriegelt. Tausende starben an Hunger und Dehydrierung. General Lothar von Trotha verkündete: »Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen.« Inzwischen wird das Massaker auch vom Auswärtigen Amt offiziell als Völkermord bezeichnet. Die Gedenkstätte, in deren Hof sich das »Mémorial de la Shoah« erhebt, will den Massenmord nicht mit dem Holocaust gleichsetzen, weist aber auf Gemeinsamkeiten hin: neben einem pseudowissenschaftlich begründeten Rassismus etwa die Vorstellung der eigenen Überlegenheit über die einheimische Bevölkerung oder der Gedanke des »Lebensraums«, den das deutsche Volk sich beschaffen müsse. Nach dem Initiator der Kolonisierung Südwestafrikas, Adolf Lüderitz – ein Kaufmann aus Bremen, der ab 1883 Gebiete im heutigen Namibia erwarb, die 1884 unter Schutzherrschaft des Deutschen Reiches gestellt wurden –, sind bis heute Straßen in Berlin (Afrikanisches Viertel) und München benannt. (dpa/jW)
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