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Aus: Ausgabe vom 14.12.2016, Seite 10 / Feuilleton
Droste

Borsalino oder Stetson

Von Wiglaf Droste feat. Friedrich Küppersbusch

Das einzige deutsche Wort meiner Kenntnis, das gleich fünf »tz« enthält, heißt Atzventzkrantzkertzenglantz, und auf diesem Niveau bewege ich mich gern. Nonsense, Spielerei und Kalauer dürfen alles, nur nicht lau sein. Ich vermisste meinen mitternachtsblauen Borsalino und fürchtete schon, ich hätte ihm ein Schicksal bereitet, das meist Handschuhe und Regenschirme trifft: das Stigma des Vergessenwerdens. Doch hatte sich der schöne Hut nur sehr raffiniert im Automobil versteckt, und der blinde Passagier konnte wohlbehalten geborgen werden. Zum Dank schrieb ich ihm einen Vers nach der robertgernhardtschen Methode »Bilden Sie einmal einen Satz mit ...«, in diesem Fall eben mit Borsalino: Der Mafioso starrte meinen Hut an, als wär’ er ein Mastino. / Ich offerierte ihm Lakritz, er schwärmte: »Boah, Salino!«. Freund Friedrich antwortet elektropostwendend: Ein Herr lupft den Borsalino: »Wie jeht’sn?« / »Och, danke! Janz juht!«, spricht’s retour unterm Stetson.

Stetson? Einen Satz mit Stetson bilden? Beherzt legte ich los: Borsalino Ventura, oft gecasted als Rauhbein, / war als Mensch eher zartfühlend, filigran, fein. / Als Ringer begann er, ohne Haudrauf zu sein / und war nicht wie heutige Nerds stets online.

Dies alles geschah in der lauteren Absicht des Homo ludens, harmlose Späße zu treiben und diese Form kindlicher Produktivität und Schaffensfreude zu teilen. Aber Sprache spricht auch zurück. Als ich bei Nieselwetter – lieber Nieselwetter als Newsletter – das Haus verlassen musste, wusste ich nicht: Borsalino oder Stetson?, und es brauchte lange, um die Entscheidung zugunsten des auch poetisch unempfindlicheren Stetson zu fällen.

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