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Aus: Ausgabe vom 15.12.2016, Seite 11 / Feuilleton
Droste

Politische Anatomie. Aus der Welt der Wissenschaft. Von Wiglaf Droste

Von Wiglaf Droste

Dass es unter Linken erwiesenermaßen überdurchschnittlich viele Rechthaber gibt, obwohl Rechthaben überhaupt nicht abendfüllend ist, zählt zu den Rätseln der politischen Anatomie, einer akademischen Disziplin, auf die noch viel Forschungsarbeit zukommt. Wie viele Wähler der Rechten sind Linkshänder? Sitzen Linke den Knast auf der rechten Gesäßhälfte ab, Rechte den Bau aber auf der linken Arschbacke? Darf man einen Mann eine »linke Titte« nennen, um ihn der Betrügerei zu bezichtigen? Nur die Frage, ob Rechte zwei linke Hände haben, ist zu Recht tabu, denn sie insinuiert, dass linke Hände ungeschickte Hände wären, obwohl Linkshänder, wie mir Leser Jürgen Bader freundlicherweise schrieb, »mit dem Geschick und der Feinfühligkeit« ihrer Linken durchaus »zufrieden« sind, »als Schreibhand, Schlaghand und bei vielen schönen Dingen, die sich mit einer Hand machen lassen«. Das klingt sehr erfreulich, während die Wissenschaft der Welt bislang nur eines als gesichert und erhärtet anzubieten in der Lage ist: Links ist, wo der Daumen rechts ist.

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