Meldungen
Die fazige Walser-Affäre hat ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Laut Süddeutscher Zeitung rief der Bundeskanzler bei Marcel Reich-Ranicki an und fragte, ob Walser verrückt sei. Für RR steht es um den früheren FAZ-Liebling viel schlimmer: »Er trinkt! Er trinkt wahnsinnig viel. Und das ist allgemein bekannt, denn er kann keine Veranstaltung, keine Lesung machen, ohne dabei zu trinken, und - das ist das Wichtigste - er macht ab und zu, wie wir alle, Lesungen um 11 Uhr vormittags, und schon da hat er eine Pulle Rotwein auf dem Tisch stehen... Der Alkohol hat sehr auf ihn gewirkt, keine Frage!« Allerdings war Gerhard Schröder in Wirklichkeit der Stimmen-Imitator Lars Brandt im Auftrag der Titanic. RR und FAZ mußten grinsen, aber keine rechtlichen Schritte einleiten. (jW)
Unter Linken
Am kämpferischsten kämpfen Linke an falschen Fronten. Während in Berlin alljährlich am 1. Mai sich niemand für das Außenministerium interessiert, weil alle versuchen, Kreuzberg ein bißchen zu zerlegen, wähnen sich manche im Hamburger Freien Radio FSK nicht unbedingt im Alternativmilieu, sondern eher im Kriegsgebiet. Wie erst jetzt bekannt wurde, stürmte am letzten Donnerstag die sogenannte »in Kontakt«-Redaktion das Radio, um gewaltsam auf Sendung zu gehen, nachdem ihr dies die FSK-Führung für vier Wochen versagt hatte. Es kam zu mehreren echten Verletzten und surrealen Vorwürfen wie »Mossad«, »Verfassungsschutz« und »Rassisten«. Warum? Weil das FSK mehrheitlich eine Sendung mit den Holocaust relativierenden Äußerungen vom 11.4. nicht tolerieren, aber diskutieren wollte. Muß nicht sein, sagen die Angreifer und werfen den Angegriffenen einen »Angriff auf den Flüchtlings- und MigrantInnenwiderstand und Unterstützung der rassistischen Haltung des deutschen Staates« vor, was auf jeden Fall so klingt, als sei man ziemlich weit weg vom Geschehen. (jW)
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