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Aus: Ausgabe vom 31.01.2017, Seite 10 / Feuilleton
Droste

Utopia

Von Wiglaf Droste

Je össeliger und abstoßender die Zeiten sind, desto deutlicher wird die Notwendigkeit von Herzensbildung und Humor. Das Gebaren der menschlichen Rasse ist nicht gut, Niedertracht und Gemeinheit zeigen ihre Fratzen, der pure Sadismus tritt offen zutage. Selbstverständlich kann man das einem US-amerikanischen Präsidenten vorwerfen, deutschen AfD-Faschisten, türkischen, französischen, niederländischen und britischen Nationalisten und Rassisten, islamistischen Mördern et cetera pp. Selbstverständlich sind sie die Pest, aber waren das die Führer der Welt nicht immer? Und konnten sie dabei nicht stets auf die niedrigsten Instinkte ihrer Anhänger und Mitläufer bauen?

»That’s just the way it is, ­some things will never change«, singt Bruce Hornsby, und das ist keine gute Nachricht. Was bleibt dann noch? Eskapismus in die private Kuschelwelt und, bah, »Komfortzone«, die auch nicht so heile ist, weil man die ganze Welt nicht auf Dauer aussperren kann? Flucht in die Sucht, in jenes »Udopia«, von dem Udo Lindenberg sang, was eben nicht nur kokett ist, charmant größenwahnsinnig, sondern zu dem eben auch immer das »­Dope« gehört, die Betäubungsdroge? Religion als Opiatersatz? Oder einfach weiterwurschteln, arbeiten, lernen, und nicht aufgeben?

Humor ist das Gegenteil von Zerstreuung und »einfach Fun haben«, was immer ins aggressive Gegenteil umschlägt, wenn es mit der Zwangsbespaßung nicht klappt? Wie sagte Oscar Wilde sinngemäß in einem Dialog: »Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos.« Die kluge, gewitzte Antwort lautet: »Es ist genau andersherum. Die Lage ist hoffnungslos, also nicht ernst.« Soviel zum Stand der Dinge.

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