Ernesto Kroch zum 100.
In Frankfurt am Main und Berlin wird an den 2012 gestorbenen Antifaschisten Ernesto Kroch erinnert, der heute vor 100 Jahren in Breslau geboren wurde. Mit 15 trat er als Schlosserlehrling der Jugendorganisation der KPD-Opposition bei. Ende 1934 wurde er von der Gestapo festgenommen, kam ins KZ Lichtenburg und Anfang 1937 unter der Bedingung frei, Deutschland umgehend zu verlassen. Kroch landete Ende 1938 in Uruguay, wo er in einem Eisenbahnausbesserungswerk unterkam und Mitglied der Metallarbeitergewerkschaft wurde – für die folgenden 74 Jahre. Außerdem kämpfte er im »Deutschen Antifaschistischen Komitee«. Als der Krieg vorbei war, verweigerte ihm die sowjetische Botschaft in Montevideo das Visum für ihre Besatzungszone in Deutschland, die spätere DDR. Kroch wurde dennoch KP-Mitglied. Nach dem Militärputsch in Uruguay 1973 floh er über Brasilien in die BRD, schlug sich u.a. als freier Mitarbeiter des Hessischen Rundfunks durch. 1985 konnte er nach Uruguay zurückkehren, arbeitete mit 68 wieder in einer Fabrik für Dampfkessel.
Kroch veröffentlichte neun Bücher. Er schrieb regelmäßig für die Weltbühne (DDR) und die Frankfurter Hefte (BRD). Seine Autobiographie »Heimat im Exil – Exil in der Heimat« (2002) steht auf assoziation-a.de zum Download bereit. (jW)
Gedenkveranstaltungen: heute, 19 Uhr, Nationalbibliothek Frankfurt am Main, mit Wolfgang Benz und der Witwe Eva Weil-Kroch; Mittwoch, 18 Uhr, Franz-Mehring-Platz 1 in Berlin mit Historikern und Journalisten
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