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Aus: Ausgabe vom 13.02.2017, Seite 10 / Feuilleton
Berlinale

Vom Völkermord

Das »Forum Expanded« ist ein Unterprogramm der Sektion »Forum«, bei dem in der Akademie der Künste besonders künstlerische Filme, Installationen und eine Performance gezeigt werden, die irgendwie nicht richtig ins Forum-Programm gepasst haben, aber trotzdem sehenswert sind. Wie zum Beispiel »Towards memory« von Katrin Winkler, eine Zweikanal-Videoinstallation, die in 30 Minuten die gestörten Beziehungen zwischen der BRD und Namibia anschaulich macht.

Bekanntlich konnte sich die Bundesregierung erst 2016 dazu durchringen, das Abschlachten der Herero und Nama durch die deutsche Kolonialmacht von 1904 bis 1908 als Völkermord zu bezeichnen und zugleich klarzustellen, dass deren Nachfahren in Namibia keinen Anspruch auf finanzielle Entschädigung haben sollen.

»Sind wir zu schwarz für die Entschädigung? Sind wir zu primitiv für die Entschädigung?« fragt eine Herero-Historikerin in Winklers Arbeit, die sehenswert ist, weil sie den deutschen Kolonialterror vor dem Ersten Weltkrieg kontrastiert mit den Erinnerungen von Frauen, die vor 1989 als Kinder von Befreiungskämpfern in die DDR kamen – und die dann nach dem Ende dieses Staats ins mittlerweile unabhängig gewordene Namibia abgeschoben wurden.

1960 hatte die linke SWAPO den bewaffneten Kampf gegen das südafrikanische Apartheidsregime aufgenommen, das Namibia besetzt hielt – in der Tradition des deutschen Kaiserreichs. Wenn die Kinder gefangener oder gestorbener SWAPO-Kämpfer in die DDR gebracht werden konnten, hatten sie Glück. Der Kampf gegen den Rassismus war tatsächlich einmal international. (jW)

»Towards Memory«, Regie: Katrin Winkler, Deutschland 2016, 30 min, bis 19.2. Akademie der Künste

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