Musik und Politik
Bei der Eröffnung des »Festivals Musik und Politik« heute abend in Berlin wird auch die Krise der FDJ-Singebewegung nach den X. Weltfestspielen1973 in Ostberlin erörtert. »Der ursprüngliche Reiz der Naivität hatte sich verbraucht«, konstatiert das Programmheft. »Der politische Missbrauch als Aushängeschild ›frohen Jugendlebens‹ und die großenteils geringe künstlerische Qualität vieler Singegruppen hatten den Ruf des politischen Liedes beschädigt.« Etliche hätten sich damals aus dem »Ghetto der Singebewegung befreien« wollen, ergänzt Steffen Mensching, der heute, 18 Uhr, ein Gespräch mit Zeitzeugen über die Umbrüche in den 70ern moderieren und später im Kulturzentrum am Thälmann-Park auch auftreten wird, genau wie zwei Zeitzeugen von dem Podium: Reinhold Andert und Bernd Rump, ehemals »Gruppe Schicht«.
Über diese und andere Gruppen wie »Brigade Feuerstein« oder das legendäre »Liedertheater Karls Enkel« (zu dem Mensching 1979 stieß), aber auch über den »Fall Biermann« und die DDR-»Folkszene« im allgemeinen informiert an den drei Festivaltagen eine Ausstellung mit reichlich Archivmaterial. Im »Liederkino« am Freitag und Samstag sind die erwähnten und weitere Gruppen (bis hin zur Klaus-Renft-Combo) in Ausschnitten des DDR-Fernsehens zu erleben.
Am Samstag abend wird der Sänger Tino Eisbrenner eigene Nachdichtungen berühmter Songs von Wladimir Wyssozki, Víctor Jara, John Lennon und anderen intonieren (»Imagine Peace« heißt Eisbrenners Programm, er wird mit Band auftreten und Special guests aus Minsk und Moskau begrüßen).
Zum Festivalabschluss am Sonntag präsentiert die »Liederbestenliste« ein Konzert mit Danny Dziuk und Band. (jW)
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