Strom und Wasser und Dota
Im Herbst gründeten die Liedermacher Konstantin Wecker und Heinz Ratz das »Büro für Offensivkultur« (BOK), das als schnelle musikalische Eingreiftruppe, bzw. als Notfallagentur funktionieren soll, die die Künstler in Orte und Regionen bringt, in denen Neonazis aktiv sind oder Umweltskandale passieren – und zwar innerhalb von 24 bis 48 Stunden. Denn oft wissen die lokalen Aktivisten nicht, an wen sie sich wenden sollen, wenn sie Protest- oder Solidaritätskonzerte organisieren möchten.
Ratz kennt sich aus. Der Sänger der Folk-Agit-Band Strom und Wasser hat jede Menge Kontakte zu Künstlern, seit er in den zurückliegenden Jahren viele spektakuläre Aktionen für Flüchtlinge und Obdachlose veranstaltet hat. Er schwamm durch Flüsse, lief Tausende Kilometer zu Fuß und fuhr mit dem Fahrrad zu Konzerten, die mit ihm zu politischen Aktionen wurden. Was ihn dabei störte, waren politische Gruppen, die wegen Kleinigkeiten zerstritten waren, oder Helfer, die sich ausgebrannt und mit ihren Idealen allein gelassen fühlten.
Heute abend spielt er mit seiner Band Strom und Wasser im Berliner SO 36, zusammen mit der Berliner Singer/Songwriterin Dota Kehr. Denn Ratz will 2017 alle seine Konzerte bis zum Tag der Bundestagswahl am 24. September ohne Eintrittsgeld spielen – und mit regional oder überregional bekannten Gästen, die das Büro für Offensivkultur unterstützen. »So wird ein deutliches Zeichen gesetzt, dass es in diesen Zeiten Wichtigeres gibt, als Kommerz und Karriere«, erklärt Ratz.
Strom und Wasser haben mit »Herzwäsche« ein neues Album dabei, ein Mosaik aus Folkpunk, Poesie und Kabarett, das ganz schön schnell zur Sache geht und dabei die Hörer nicht für blöd verkauft. Ein »wuchtiges Manifest der Empathie«, schrieb laut.de. Dota Kehr ist ja sowieso gut. Über ihr letztes, vor einem Jahr erschienenem Album »Keine Gefahr« schrieb die Intro, dass sie sich damit »endgültig aus der Kleinkunstecke« verabschiedet habe, »hinein in einen dichten Bandsound, der sich in alle Himmelsrichtungen erstreckt (…) Dota witzelt und erzählt, kratzt und prangert an, singt mit geballten Fäusten«.
Das Motto des Büros für Offensivkultur lautet: »Gegen das Starre – sprungbereit.« (jW)
Heute Berlin, SO 36 (mit Dota Kehr); 9.3. Greiz, Siebenhitze 51; 10.3. Jena, JG Stadtmitte; 12.3. Ludwigshafen, Comeniuscentrum; 16.3. Flensburg, Ganze Bäckerei; 17.3. Leverkusen, KAW; 18.3. Kaiserslautern, Benderhof; 19.3. Kirchheimbolanden, Blaues Haus; 20.3. Kappeln, Kino; 21.3. Bad Keuznach, Mühle
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