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Aus: Ausgabe vom 08.04.2017, Seite 10 / Feuilleton
Popmusik

Weiter pushen

Retrostimmung bei den Echos: Udo Lindenberg war der große Gewinner bei der Verleihung der angeblich wichtigsten deutschen Musikpreise am Donnerstag abend in Berlin. Der mittlerweile etwas in die Jahre gekommene Sänger, den man für seine Beiträge zur deutschsprachigen Rockmusik kaum genug loben kann, erhielt sowohl den Produzentenpreis als auch die Auszeichnungen in den wichtigen Kategorien »Künstler Pop national« und »Album des Jahres« (für »Stärker als die Zeit«). Lindenberg zeigte sich überrascht: »Jetzt bin ich ehrlich geplättet. Jetzt bin ich wirklich stehend k. o. (…) Andere Leute gehen in Rente, und wir pushen immer weiter.« Den Preis für sein Lebenswerk erhielt mit Marius Müller-Westernhagen ein anderer Deutschrockveteran. Überraschende Doppelpreisträger waren der englische Bluessänger Rag ’n’ Bone Man (Newcomer international, Künstler international) und die deutsche Indieband AnnenMayKantereit (Newcomer national, Pop national). Etwas Krawall gab es auch noch: Der für seine unbedingt konstruktiven Beiträge zum flachgeistigen Prollrock bekannte Tote-Hosen-Sänger Campino stänkerte während eines Auftrittes gegen Satiriker und Moderator Jan Böhmermann, dem er »Zeitgeistgeplapper« vorwarf: »Lieber uncool sein, als ein cooles Arschloch, das sich nicht konstruktiv einbringen kann«. Böhmermann hatte in einem lichten Moment vor der Preisverleihung die häufige Auszeichnung »seelenloser Kommerzkacke« bei den Echos moniert und gefragt »Ist der Echo eigentlich der Preis der deutschen Musikindustrie oder der Preis der deutschen Industriemusik?« (dpa/jW)

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