Der Zeuge Serebrennikow
Nachdem der Moskauer Regisseur und Theaterleiter Kirill Serebrennikow im Zusammenhang mit Ermittlungen wegen Veruntreuung einige Stunden lang verhört wurde, haben namhafte Kollegen Solidaritätsadressen aufgesetzt. Der Generaldirektor des Moskauer Bolschoi-Theaters, Wladimir Urin, erklärte gegenüber der Agentur Interfax, als »Künstler« sei der Kollege »nicht für die Finanzen zuständig«. Dies habe er auch Präsident Wladimir Putin in einem Brief geschrieben. Der Intendant der Komischen Oper Berlin, Barrie Kosky, nannte Serebrennikow eine »integre Künstlerpersönlichkeit« und einen »aufrichtigen Menschen«, und erklärte: »Vor dem Hintergrund der sich verengenden Freiräume für kritische und unabhängige Kunst und Kultur im heutigen Russland hoffen wir auf eine baldige und faire Aufklärung der erhobenen Vorwürfe.«
Polizisten hatten am Dienstag auch die Wohnung von Serebrennikow und das von ihm geleitete Theater »Gogol-Zentrum« durchsucht. Es gehe um die Veruntreuung von 200 Millionen Rubel (rund 3,1 Millionen Euro) öffentlicher Gelder durch eine von Serebrennikow gegründete Firma zwischen 2010 und 2014, teilten die Ermittler mit. Der Regisseur sei in dem Verfahren nur Zeuge, nicht Verdächtiger. Der ehemalige Generaldirektor und die Exbuchhalterin der Firma wurden in der Nacht zum Mittwoch festgenommen.
Serebrennikow soll zur Eröffnung der kommenden Spielzeit am Bolschoi in Moskau das Ballett »Nurejew« über den aus der Sowjetunion in den Westen geflüchteten Startänzer Rudolf Nurejew inszenieren. Dabei will er auch auf die Homosexualität des Tänzers eingehen. In Stuttgart soll im Herbst seine Inszenierung der Oper »Hänsel und Gretel« Premiere haben.(dpa/jW)
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