Von Knofo
Alle reden diese Woche vom 2. Juni 1967, dem Tag, als der Student Benno Ohnesorg in Westberlin von der Polizei erschossen wurde, weil er zusammen mit vielen anderen gegen den Besuch des Schahs von Persien demonstrierte. Für alle bewaffneten linken Gruppen, die sich Anfang der 70er Jahre in der BRD bildeten, war dieses Datum der Beweis: Der Staat hat angefangen.
In dieser Woche kommt bei Basisdruck der erste Teil der Erinnerungen von Norbert »Knofo« Kröcher heraus, der damals für die Bewegung 2. Juni gekämpft und dann auch im Gefängnis gesessen hat. Er hat hat aber noch viel mehr gemacht und gedacht, wie man in »K. und der Verkehr« nachlesen kann. Er selbst beschrieb sich unter anderem als »Sitzenbleiber und Fernmeldelehrling, Berufsverbotener und Weltreisender, Gammler und Haarspalter, Buchhändler und Lagerarbeiter, Gabelstaplerfahrer und Spartenhistoriker, Haschrebell und Vermessungsgehilfe«. Der Berliner Dichter und Kulturguerillero Bert Papenfuß hat die Erinnerungen redigiert und herausgegeben, die Kröcher noch vor seinem Freitod im September 2016 fertiggestellt hat.
Für Papenfuß brilliert Kröcher »in seinem Buch mit vielerlei Ausfälligkeiten, persönlichen sowohl als auch sachlichen bzw. politischen (…), geprägt auch von Wortspielen, Neologismen und Berlinisch. Der Satzbau ist behutsam expressionistisch, eher weniger regulär.« Am heutigen Mittwoch wird »K. und der Verkehr« im BAIZ, einer der ganz wenigen anarchistischen Kneipen Berlins in der Schönhauser Allee 26 A, vorgestellt. Die junge Welt veröffentlicht am Samstag eine ausführliche Rezension von Jürgen Schneider. (jW)
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