DDR in Düsseldorf
Die Germanistin Anne Sokoll (36) hat am Mittwoch für ihre Dissertation mit dem Titel »Die Zirkel schreibender Arbeiter in der DDR. Geschichte, Ästhetik und Kulturpraxis einer Bewegung« den drupa-Preis der Messe Düsseldorf entgegengenommen. Die gebürtige Kölnerin habe »die Hintergründe der Bewegung schreibender Arbeiter in der DDR erstmals wissenschaftlich bearbeitet und den Versuch unternommen, dieses literarische Feld und die damit verbundene Bewegung, der Tausende Menschen angehörten, näher zu beleuchten«, hieß es in der Laudatio im Industrieclub der Stadt. Wissenschaftliche Untersuchungen aus der DDR-Zeit wurden unterschlagen. Im Verlauf der auch als »Bitterfelder Weg« bekannten Arbeiterkulturbewegung entstanden ab 1959 mehr als 250 Literaturzirkel. Deren Produkte gingen nach dem Mauerfall nicht vollends verschütt. Einige Texte wurden im Untergeschoss einer Ostberliner Kindertagesstätte sichergestellt. Auf dieses Archiv griff Sokoll für ihre Dissertation zurück, die laut Gutachten eines Fachgremiums »allen geisteswissenschaftlichen Ansprüchen in höchster Wiese gerecht« wird. Die 6.000 Euro Preisgeld sollen für die Verbreitung der Arbeit aufgewendet werden.(jW)
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