Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 07.06.2017, Seite 10 / Feuilleton

Weg vom Eurozentrismus

PU nannte ihn fast jeder, der ihn kannte, und es kannten Peter Ulbrich viele in der DDR und in der Welt. 1933 in Dresden geboren, absolvierte er nach dem Abitur eine filmtechnische Ausbildung, die ihn zum DEFA-Kurzfilmstudio seiner Heimatstadt führte. Als das Dresdner Studio nach Berlin verlagert wurde, ging PU mit, nahm in Leipzig an Seminaren für Regie teil und drehte 1955 seinen ersten Film über das in der DDR heikle Thema Jazz, dann 1957 gar den Film »Ottokar« mit eigentlich verpönten Sprechblasen.

Auch wenn er Auftragsfilme verfertigte, etwa für das Zentralinstitut für sozialistische Wirtschaftsführung oder das Amt für Standardisierung, baute er ungewöhnliche Ideen ein. Eine Silberne Taube in Leipzig erhielt Ulbrich 1965 für sein Nachdenken über letzte Fragen in »Leben wofür?« Im selben Jahr erschien mit »Denk an mein Land« sein dritter Film über Vietnam, wo er 1956 erstmals gedreht hatte. »Vietnam war eine sehr wichtige Zeit für mich, sie brachte mich heraus aus dem eurozentrischen Denken«, sagte er dazu.

Für PU begann bald eine Phase, in der das Filmemachen in den Hintergrund trat. Er war in den 70ern Rektor der HFF Potsdam-Babelsberg und übernahm gesellschaftliche Funktionen, etwa mehrfach als Jurypräsident der Leipziger Dokfilmwoche oder bis 1990 als Erster Sekretär des Verbands der Film- und Fernsehschaffenden, den er 1967 mitbegründet hatte. Er unterrichtete Montage und Regie in Ecuador, Kuba, den USA und anderswo, vertrat die DDR in internationalen Gremien wie dem Zusammenschluss der Filmhochschulen CILECT. In den 90er Jahren schrieb er Bücher für und theoretische Schriften über den Film. Am 15. Mai ist PU in seiner Wahlheimat Frankreich im Alter von 84 Jahren gestorben. (fbh)

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