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Aus: Ausgabe vom 27.07.2017, Seite 11 / Feuilleton
Kino

Entwarnung

Von Daniela Reich

In der Abteilung »Bestseller, über die man lieber nicht spricht, weil das schnell peinlich werden kann«, erscheinen seit zehn Jahren die »Ostwind«-Pferdeabenteuerromane einer Münchner Teilzeitbäuerin. Teil drei, »Ostwind – Aufbruch nach Ora«, ist allerdings keine Gute-Nacht-Geschichte. Meine Zwillingstöchter waren acht Jahre alt, als ich ihnen das Buch vorlas. Im zweiten Kapitel spürt Mika, eine minderjährige Pferdeflüsterin, dass eine trächtige Stute namens 34 auch mal allein sein will. Sie lässt sie auf der Koppel zurück, um mit dem Pferd, nach dem die Reihe heißt, auszureiten. Die perfekte Ablenkung, doch plötzlich zieht ein heftiges Gewitter auf, die zurückgelassene Stute wird von einer Eiche erschlagen, und das frisch geborene Fohlen wird die Nacht wahrscheinlich nicht überleben.

Meine hilflosen Versuche, die schlimmsten Passagen beim Vorlesen zu überspringen, brachten nicht viel, und so weinten sich meine Töchter an jenem Abend in den Schlaf.

Heute kommt die Verfilmung des Buchs in die Kinos, und mit der Vorfreude wuchs bei den Kindern die Angst vor dem Sterben der Stute auf der großen Leinwand. Aber es kann Entwarnung gegeben werden: Kapitel zwei findet in dem Film gar nicht statt, und der Rest des Buches ist vortrefflich geeignet für farbenfrohe Naturbilder und Zeitlupenaufnahmen von Wildpferden. Eine Familie findet wieder zueinander, am Ende gibt es einen Abschied und ein Wiedersehen, alles ganz unaufregend. Die Herausforderungen müssen woanders gelegen haben. Regisseurin Katja von Garnier (»Abgeschminkt!«, »Bandits«) jedenfalls erklärte: »Es ist der komplizierteste Film, den ich jemals gemacht habe.«

»Ostwind – Aufbruch nach Ora«, Regie: Katja von Garnier, D 2017, 110 min, Kinostart heute

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