Herbert Kierstein verstorben
Von Frank SchumannDie CIA schickte Hannes Sieberer in die DDR. Er wurde enttarnt, verurteilt und 1985 auf der Glienicker Brücke ausgetauscht. Jahre später suchte der Österreicher seinen damaligen Vernehmer, fand ihn und redete mit ihm. 2005 veröffentlichten sie gemeinsam ein Buch: »Verheizt und vergessen. Ein US-Agent und die DDR-Spionageabwehr« (Edition Ost). Zur Vorstellung dieser sehr offenen und selbstkritischen Darlegung ihrer beider Vergangenheit waren auch die einstigen Chefs der DDR-Aufklärung, Markus Wolf und Werner Grossmann, erschienen. Vielleicht berichteten auch deshalb österreichische Medien derart umfangreich über die Publikation.
Der Koautor hieß Herbert Kierstein, Oberstleutnant a. D. des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) und Diplomjurist, 31 Jahre beim »Organ«, einst Untersuchungsführer bei Spionagedelikten gegen die DDR. Die wurden von der Hauptabteilung IX/I bearbeitet. Kiersteins Begegnung mit seinem früheren »Opfer« war kein singulärer Vorgang. Er sprach vorurteilslos und unverklemmt oft mit Leuten, die in der DDR einsaßen, und scheute dabei die Konfrontation nicht.
Im Kreis jener, die sich um eine wahrhaftige Darstellung der DDR und des MfS bemühten, war er einer der Aktivsten. Und in gewisser Weise auch ein Pionier. Er schrieb Bücher, was andere ebenfalls taten, aber er sprach auch mit Zeugen vor der Kamera. Er nutzte das neue Medium Youtube als zeitgenössisches Instrument. Dabei ging es ihm nie um Rechthaberei. Er zog mit Fakten gegen die im Mainstream verbreiteten Lügen und Halbwahrheit zu Felde. Wie ein Drachentöter. So lautete denn auch sein 2012 erschienenes Buch mit dem Denkmal des Heiligen Georg auf dem Titel, in welchem er Bilanz zog: »Die ›Stasi-Gedenkstätten‹ rüsten auf.«
Wenige Monate nach seinem 80. Geburtstag ist Herbert Kierstein am Dienstag voriger Woche an den Folgen einer Herzoperation verstorben. Die Trauerfeier findet am 12. August auf dem Friedhof in Bestensee statt.
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