Die Präsidentenvilla und ihre Vergangenheit
Berlin. Das Bundespräsidialamt will eigenen Angaben zufolge »angemessen« an die Nazivergangenheit der Dienstvilla von Frank-Walter Steinmeier erinnern. Eine Sprecherin sagte am Dienstag in Berlin, Grundlage für die Entscheidung darüber sei ein Gutachten aus dem vergangenen Jahr zum Schicksal der früheren jüdischen Besitzer. Der Historiker Julien Reitzenstein hatte gegenüber Bild (Ausgabe vom 12.8.) gesagt, er habe einen sogenannten Stolperstein gestiftet, um vor dem Gebäude in Berlin-Dahlem an den jüdischen Fabrikanten Hugo Heymann zu erinnern, dem es bis zum Februar 1933 gehörte. Dieser habe das Haus nach der Machtübergabe an die Nazis unter Druck verkauft. Einen Stolperstein mit dem Namen Heymanns habe das Bundespräsidialamt aber unter Berufung auf ein Gutachten abgelehnt, wonach der Verkauf »freiwillig« erfolgt sei.
Diese Darstellung wies eine Sprecherin des Amts am Samstag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP zurück: »Mit der Beauftragung des Gutachtens sollte nicht geklärt werden, ob Stolpersteine verlegt werden können oder nicht. Diese Entscheidung obliegt nicht dem Bundespräsidialamt.« Darüber hätten die Stolpersteininitiative um den Künstler Gunter Demnig und der Stadtbezirk zu befinden. Laut Bild wurde Heymann verfolgt und 1938 von den Nazis zu Tode gequält. Heymanns nichtjüdische Witwe Maria hat demnach 1951 vergeblich versucht, wieder in Besitz der Villa zu kommen. (dpa/AFP/jW)
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