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Aus: Ausgabe vom 19.08.2017, Seite 15 / Geschichte

Anno … 34. Woche

1977, 23. August: Einen Tag nachdem Der Spiegel ein Interview mit dem DDR-Bürger Rudolf Bahro sowie einen Auszug aus dessen Buch »Die Alternative« veröffentlicht hat, wird der Autor verhaftet. Bahro, der sich im Laufe der 1960er Jahre mehr und mehr von der Politik der SED distanziert hatte, kritisiert in der Anfang September in der westdeutschen Europäischen Verlagsanstalt erschienenen Schrift die in seinen Augen deformierte Entwicklung des Sozialismus. Im Mittelpunkt seiner Argumentation steht der anhaltende Klassencharakter der DDR-Gesellschaft. Die SED habe die entfremdete Arbeit nicht abgeschafft und letztlich die kapitalistische Entwicklung nur unter anderen Vorzeichen weitergeführt. Aufgrund der Festnahme sorgt das Buch in der Bundesrepublik für großes Aufsehen. Bahro wird im Juni 1978 vom Berliner Stadtgericht wegen »nachrichtendienstlicher Tätigkeit« zu acht Jahren Haft verurteilt, aufgrund internationaler Proteste aber bereits im Oktober 1979 amnestiert. Er reist daraufhin in die Bundesrepublik aus und spielt eine Zeitlang bei den Grünen eine Rolle.

1992, 22.–26. August: Über mehrere Tage hinweg kommt es in dem Rostocker Stadtteil Lichtenhagen rund um die sogenannten Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber und ein Wohnheim, in dem vietnamesische Arbeiter untergebracht sind, zu rassistischen Krawallen. Unter dem Jubel Hunderter Zuschauer attackieren vor allem Jugendliche immer wieder die Gebäude. Nachdem die Aufnahmestelle am 24. August von der Polizei evakuiert wird, werden am Abend die beiden unteren Etagen des Wohnheims in Brand gesteckt. Die Polizei, die sich zeitweise komplett zurückzieht, lässt die Randalierer gewähren. Die im Haus Verbliebenen können sich schließlich auf das Dach des Nebenhauses flüchten und werden unter dem Jubel von Hunderten Schaulustigen durch ein Spalier der Polizei aus dem Viertel eskortiert. Auch am nächsten Tag gehen die Ausschreitungen weiter. Das Pogrom reiht sich ein in eine Kette rassistischer Übergriffe, die seit 1991 in zahlreichen Orten der Bundesrepublik stattfanden.

1997, 25. August: Das Berliner Landgericht verurteilt die ehemaligen Mitglieder des SED-Politbüros Egon Krenz, Günter Schabowski und Günther Kleiber in einem der sogenannten Mauerschützenprozesse zu sechseinhalb bzw. zu je drei Jahren Haft.

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