Nellys Archetyp
Im Rahmen eines Fachgesprächs über »Antiziganismus und staatliche Filmförderung« wiederholte der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose (Foto), am Donnerstag abend in Berlin seinen Appell an den Südwestrundfunk (SWR), den Kinderfilm »Nellys Abenteuer« nicht auszustrahlen. Der Film strotzt von antiziganistischen Klischees. Roma erscheinen darin ausnahmslos als »Kleinkriminelle, Trickbetrüger, Bettler, beim Aufführen ›traditioneller‹ Tänze, als Kindesentführer usw.«, heißt es in einer Filmanalyse von Pavel Brunßen (TU Berlin). Professor Urs Heftrich (Uni Heidelberg) bescheinigt dem Film die Zementierung eines »rassistischen Archetyps«. Der Kinderfilm war mit mehr als 930.000 Euro aus Steuermitteln finanziert worden, hatte 2016 das Filmfestival München eröffnet und lief vor einem Jahr im Kino, gelobt von Süddeutscher Zeitung, Märkischer Oderzeitung (»wichtige pädagogische Botschaft«) bis zu den Dresdner Neuesten Nachrichten (»Prächtiger Jugendfilm!«). »Vier Sterne und Daumen hoch« meinte die Jugendfilmjury der Filmbewertungsstelle. Geplant ist seine Ausstrahlung im SWR und auf Kika, dem Kinderprogramm von ARD und ZDF. (jW)
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