Dienst im Dienst
Von Gerd BedszentKann es einen Geheimdienst im Inneren eines Geheimdienstes geben? Spätestens seit den Romanen von Stieg Larsson wissen Krimifans: Ja, so was geht. Der Fernsehjournalist Harald Lüders hat sich offensichtlich von dem leider zu früh verstorbenen schwedischen Autor inspirieren lassen und als Ergebnis einen beachtenswerten Politthriller vorgelegt.
Ein höherer Beamter des Verfassungsschutzes mit deutlich brauner Gesinnung hält seit geraumer Zeit seine schützende Hand über militante Neonazis. Auf sein Konto geht auch der Tod der beiden NSU-Terroristen – er wollte verhindern, dass diese nach ihrer Verhaftung über ihre Geheimdienstkontakte auspacken. Mit dem bekannten Satz der Kanzlerin und der sogenannten Flüchtlingskrise sahen der faschistoide Schlapphut und seine Gesinnungsgenossen das deutsche Volkstum in akuter Gefahr und beschlossen, die »muslimische Einwandererflut« zu stoppen. Und wie schreckt man Flüchtlinge am effektivsten ab? Durch einen Terroranschlag. Und da die ständig besoffenen braunen Schlägerbanden dafür zu blöd sind, muss man ihnen logistisch und personell unter die Arme greifen – gleichzeitig aber dafür sorgen, dass die Schuld einzig bei ihnen hängenbleibt.
Natürlich haben der fiese Bösewicht und seine Kumpane dann ihre Rechnung ohne die Guten gemacht: Da ist einmal ein aus der Reihe tanzender Geheimdienstler, der unter Lebensgefahr brisante Unterlagen über die verbrecherischen Aktivitäten seines Chefs der Presse zuspielt. Dann gibt es auch noch den risikofreudigen Journalisten, der entgegen den Direktiven seiner Vorgesetzten diese Hinweise ernst nimmt. Und außerdem einen kleinen Jungen aus Syrien, der gerade zufällig am richtigen Ort ist.
Mehr wird hier nicht verraten. Nur soviel: An Stieg Larssons Millenium-Trilogie kommt das Buch zwar nicht heran. Aber es ist spannend geschrieben. Und gut sind die Schilderungen des Autors über die Vernetzung von braunem Sumpf und angeblichen Staatsschützern. Schon allein deswegen sollte das Werk unbedingt gelesen werden.
Harald Lüders: Dunkelmacht. Westend-Verlag, Frankfurt am Main 2016, 349 Seiten, 15 Euro
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