Einmal Zukunft mit Senf
»Da läuft ein Schwein!« ist der erste Satz im Roman »Die Hauptstadt«, für den Robert Menasse am Montag abend den Deutschen Buchpreis erhielt. Die siebenköpfige Jury entdeckte in der Satire über die europäische Wirtschaftsunion »existentielle Fragen des Privaten und des Politischen«. Eine originelle Lesart. Angesichts der fast schon zynisch karikierten Brüsseler Politkarrieristen und Lobbyisten, die den Roman bevölkern, hätte das Gegenteil nähergelegen. Aber sei’s drum. Beim Bohren »in den Tiefenschichten jener Welt, die wir die unsere nennen« (Jury), kommt Menasse nämlich nicht nur zu existentiellen Fragen wie jener, die sein erstes Kapitel eröffnet: »Wer hat den Senf erfunden?« Darüber hinaus machte er den Juroren »unmissverständlich klar«, was offenkundig lange keiner von ihnen so recht wahrhaben wollte: »Die Ökonomie allein, sie wird uns keine friedliche Zukunft sichern können.« Jetzt müssen nur noch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron das Buch lesen. Am Dienstag abend sollten die beiden die Buchmesse in Frankfurt am Main eröffnen. (jW)
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